Le Guilvinec * Plonéour-Lanvern * Le Guilvinec

Das Bigouden-Land

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Finistère
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Karte: IGN 13 Grün Brest-Quimper, Reiseführer Gallimard Finistère-Nord

Länge : 78 km
Stand : April 96, Mai 97
Merkmale : Flach, kann aber sehr windig sein! Etwas lang.
Hotel : Hôtel du Centre, gute Küche (Langustinen!), sehr schöne alte bretonische Möbel im Speisesaal, Garten, Fahrradunterbringung
Kurzfassung : Küste mit Langustinenfischern, Leuchtturm, Megalithen, reizvolle Kapellen, wunderschönen langen Strand von Audierne, Spuren einer „gesalzenen“ Revolte. Kann abgekürzt werden.

 

Beschreibung :

Schild Bigoudène mit Rad
Das Bigouden-Land liegt zwischen Quimper und der Spitze von Penmarc’h.

Dieses Gebiet wurde immer als „eigenständig“ betrachtet, als ob eine besondere Rasse von Bretonen da wohnen würden.

Deren Spruch heißt „Heb ken“, man könnte es bayrisch mit „mir san mir!“ übersetzen.

Da findet man noch Da findet man noch alte Frauen mit der hohen Haube, so oft auf Fotos und allerlei Gegenständen dargestellt, besonders gerne auch auf Fahrrad,
eine Meisterleistung, wenn man die Windverhältnisse kennt!

Wer französisch lesen kann, wäre mit dem Buch „Le Cheval d’Orgueil“ (Das Hochmutpferd) von Per Jakez Hélias gut beraten.
Der Küstenstraße nach Westen Richtung St Guénolé-Penmarc’h folgen, schönen Blick auf das Meer.

In Kérity-St Pierre kommt man direkt zum Leuchtturm von Eckmühl.

Der Name klingt nicht nur zufällig „Bayrisch“,
die Tochter des Napoleonischen Prinz von Eckmühl (nach seinem Sieg in Bayern umgenannt), hinterließ in ihrem Testament die notwendigen Mitteln, um einen Leuchtturm an einer gefährlichen Stelle der bretonischen Küste errichten zu lassen, mit der Auflage, diesen nach ihrem Vater zu nennen.

In 1897 war es soweit, als ich im Mai 1997 vorbeiradelte, wurde mir von der Wirtin in Le Guilvinec berichtet, daß man viele Bayern zur hundertjährigen Feier erwartete.
Leuchtturm Eckmühl

Mit einer Höhe von 65m ist der Leuchtturm weit zu sehen, als meine Großeltern noch das Ferienhaus in St. Guénolé hatten, fegte sein Lichtstrahl alle 5 Sekunden über unsere Fenstern.
Besuch ist möglich, wenn der Wärter keine dringenderen Aufgaben hat.

An der Küste bleiben zur Kapelle „Notre Dame de la Joie“ (Unser Jungfrau der Freude) aus dem XVI. Jahrhundert.

Die Westseite zum Meer hinaus hat kein Fenster und keine Tür, ein Hinweis auf die Wut der Stürme.
Wallfahrt am 15. August.
Algen wurden auch früher an dieser Stelle gebrannt.

Rechts einbiegen nach Penmarc’h (der Pferdekopf).

Die Kirche St. Nonna wurde im XVI. Jahrhundert gebaut aber der quadratische massive Kirchturm nie beendet.

Bestickte Banner
Wie viele Kirchen und Kapellen in der Bretagne ist sie wegen Diebstählen meist geschloßen, ich hatte das Glück, daß der Meßner gerade zur Kirche ging, um die Wallfahrtsbanner wiederzubringen, seine Frau hatte gerade die Stickereien ausgebessert, ich durfte auch rein.

Bei der Gelegenheit muß man erwähnen, daß die Stickerei im Bigouden-Land einen sehr hohen Wert hatte, sie wurde aber
von Männern ausgeübt, weil die Stoffe zu hart waren.

Gestickt wurde in Ketten- und Plattstich, traditionelle Farben gehen von gelb über orange bis rot im Gegensatz zu blau-weiß um
Quimper.

Muster
waren Pfauenrad (Halbkreis über zwei Scheiben), Fischgräten, Widderhörner, Feder und Sonne.

Sticker hatten einen hohen Rang im Gegensatz zu Schneidern und entschieden meist alleine wieviel gestickte Borduren auf dem Festkleid einer Erbin bestehen dürfen: je reicher, desto zahlreicher die Borduren, der interessierte Freier konnte sich problemlos informieren.

Viel hübscher als ein Kontoauszug!

Über die D53 zum Hafen in St. Guénolé.

An der Küste bleiben, man kommt zu den „Rochers de St Guénolé“ – Felsen von St Guénolé.
Lieber von der Weite bewundern, als unbedingt dazwischen spazieren gehen, besonders wenn das Meer unruhig ist.

Auf der linken Seite der Straße, etwas unscheinbar in den Boden, ein Algenofen, wo die Algen früher gebrannt, bevor sie nach Paris zur Iod-Gewinnung verschickt wurden.

Mit Fotoapparat in der Hand wurde ich von einer Gruppe Wanderer angesprochen,
„ob das ein Algenofen sei?“

Ich fing an zu erklären, wie die Algen früher verwertet wurden, ob gestrandete, in Ufer-Nähe oder mit Boot geschnittene Algen und deren Gesetze, es wurde höflich gebeten, den Anfang für die später ankommenden zu wiederholen, ich mußte dann ein Trinkgeld ablehnen und amüsierte mich an deren Frage: „Sie wohnen wohl in der Nähe?“...

Als ich München als Wohnort angab, trat eine gewiße Orientierungslosigkeit ein...
Algenofen

Kurz danach sieht man einen Dolmen in einem privaten Garten, bevor man zum Prähistorischen Museum kommt. Beide Male war es nicht offen, viele Megalithen sind aber draußen zu sehen.

Bucht von Audierne
Über den Strand von Porz Carn kommt man zur Halbinsel „La Torche“.

Wer französisch spricht, wird den Namen als „Fackel“ verstehen, dabei kommt er aus dem Bretonisch „dorchenn“: Kissen oder kleine Anhöhe. An dieser Stelle, ragend in die Fluten des Atlantiks ein schöner Dolmen.
Dolmen

Hinweis für ankommende Völker? Warten auf das Boot der Toten?
Auffällig ist jedenfalls, daß merklich viele
Hinkelsteine, Dolmens und Grabhügeln an gut sichtbaren Stellen errichtet wurden.

Im April 96 sah ich an dieser Stelle einen einsamen verlorenen Seehund, der von seiner Herde bei der Insel Ouessant wohl abgekommen war.

Auf der anderen Seite von La Torche fängt die Bucht von Audierne an, mit einem wunderschönen langen Strand. Ein beliebter Platz für Surfbrettfahrer, was als Warnschild für Familien mit Kindern gleichzeitig zu verstehen ist: Starke Wellen!
Diese Bucht hat noch andere Tücken: Es kann passieren, daß man in seichtem Wasser plötzlich in ein Loch fällt und sofort von einer sehr starken Strömung Richtung Meer gezogen wird. Mir wurde gesagt, daß die einzige Rettung in so einem Fall darin besteht, nicht gegen die Strömung unnötig Kräfte zu vergeuden, sondern sich weiter treiben zu lassen, um dann zu versuchen mit einem weiten Bogen zum Strand zurückzuschwimmen.
Ich würde von einem Test abraten!

Im April bis Mitte Mai erübrigt sich eine Reise nach Holland zur Tulpenblüte: Holländer haben eine „Filiale“ an dieser Stelle eingerichtet, Feld nach Feld in den prächtigsten Farben.

Kirche und Kalvarie
Knappe 2 km nach La Torche biegen wir rechts ab nach Notre Dame de Tronoën, dem ältesten Kalvarienberg in der Bretagne (1450), im Gegenuhrzeigersinn von der Ankündigung zur Kreuzigung zu „lesen“, von der Witterung beschädigt und doch sehr reizvoll.

Die Größe der Kirche überrascht ebenfalls an dieser einsamen Stelle.
Wir nehmen links die Straße nach Norden und biegen in Le Stang nach links ab. Die kleine Straße führt uns über den Teich („Stang“) von St. Vio.

Ein Halt im Maison de la Baie („Haus der Bucht“) mit sehr vielen Informationen über Flora, Fauna und das empfindliche Ökosystem der Bucht von Audierne ist empfehlenswert.

Weiterfahrt zur kleinen Kapelle St. Vio: einsam, durch Flechten in leuchtenden Tönen verziert, sehr malerisch.
Kapelle

St. Vio machte es, wie viele andere Irische Heiligen-Kollegen: Er kam in einem Steintrog über den Atlantik.

Bei der Kreuzung mit der D156 rechts nach Plonéour-Lanvern.

St. Enéour,
der lokale Heiliger, war origineller als St. Vio, er kam über den Atlantik in einem Boot... allerdings mit einem 4m hohen
Lec’h als Mast!

Dieser steht vor der Kirche.
Lec'h vor der Kirche
Kirchenfenster
An der Kirche die Straße nach Norden (links der D156) nehmen, nach einem Kilometer rechts Richtung Lanvern.

Die Kapelle steht in einem kleinem Tal am Wasser, als Ruine zwar aber sehr malerisch. Das kunstvolle Rosacen-Fenster am Chor wird der
Schule von Pont-Croix zugeordnet, der heilige Brunnen fehlt auch nicht. Im Mai 97 waren Restaurierungsarbeiten im Gang.
Kirche
Der Kirchturm selber ist ohne Dach.
Aus einem ganz anderen Grund: Als Ludwig XIV schon wieder leere Kassen hatte, ließ er die Steuern kurzerhand erhöhen, unter anderen die Salzsteuer.

Eine Katastrophe für Fischer, die keine anderen geeigneten Mitteln zur Fischkonservierung hatten.

Der Widerstand war besonders stark im Bigouden-Land und wurde „Revolte der roten Mützen“ benannt.

Als Strafe ließ der Gouverneur nicht bloß viele Leute hinrichten, sondern auch mehrere Kirchtürme „köpfen“, was von den Bigoudens als besondere harte Strafe empfunden wurde. So verlor Lanvern die Spitze von ihrem Kirchturm.

Kurz nach der Kapelle nach rechts in die D156 Richtung Plonéour-Lanvern, nach etwa ein Kilometer links zur Kapelle von Languivoa. Auch diese Kapelle wurde geköpft. Ebenfalls in Ruinen wurde sie auf Initiative eines Nanteser Lehrers restauriert und gehört auch zur Schule von Pont-Croix.

Die D57 nach Süden bis St Jean Trolimon nehmen und dann links in die kleine Straße nach Pont-l’Abbé zur Kapelle von Tréminou.

An dieser Stelle in 1675 wurde während der „Revolte der Roten Mützen“ ein Bauern-Grundgesetzbuch besprochen, diese Kapelle wurde aber nicht „geköpft“. Der Kalvarienberg diente auch als Kanzel.

Dann bis Pont-L’Abbé. Heute bleiben wir nicht in Pont-L’Abbé und nehmen die D2 nach Loctudy. Nach 2 km das Maison du Pays Bigouden(Haus des Bigouden-Lands), leider nur von Juni bis September geöffnet.

Hinkelstein im Wasser
Und nun wird’s spannend: Ich will den Menhir von Penglaouic, im Reiseführer mit dem Fuß im Wasser abgebildet. Kein Schild, kein Hinweis. Ich frage auch Ortsansässigen, nur der Dritte wußte Bescheid. Links abbiegen, die Straße macht einen Bogen nach rechts. Nicht folgen, sondern den schmalen Weg (nicht geteert) nehmen, der geradeaus Richtung Rivière de Pont-L’Abbé weitergeht. Mit dem Treckingrad kommt man ziemlich weit, am Ende schieben.
Dieser Menhir steht direkt im Flußbett, ein Beweis, daß der Meeresgrund nun höher ist.
Das erste Mal stand er im leichten Morgennebel, in solchen Momenten glaubt man
(fast) an den alten Legenden und Sagen.

Kurz nach dem Schloß von Kérazan (links von der Straße) auf der rechten Seite Kapelle von Croaziou (Croaz = Kreuz) mit einem Kreuz irischer Art, sehr selten in der Bretagne.

Romanisches Chor der Kirche
Loctudy (heiliger Ort nach St. Tudy – von Tudy hören wir wieder auf der Insel Groix ) besitzt noch eine romanische Kirche (12. Jahrhundert), eine der schönsten der Bretagne mit einem „Déambulatoire“ (Rundgang hinter dem Chor). Im Friedhof ein Lec’h mit Kreuz.

Am späten Nachmittag ist der Hafen aber besonders faszinierend, die
Langustinenfischer kommen zurück, der Fisch wird laut verkauft. Gegenüber sieht man die Insel Tudy (eigentlich nur eine Halbinsel).

Einfach an der Küste weiterradeln. Hafen und Strände in Lesconil, mitten in der Ortschaft ein Dolmen mit Gang, allerdings zu sehr von Häusern umrahmt, um ein schönes Fotomotiv herzugeben.Viele Lagunen, ein Hinkelstein in Run (beschildert), ohne auf die Karte achten zu müssen, kommt man nach Léchiagat, gegenüber Le Guilvinec.

Man könnte die Tour in zwei Schleifen teilen:
Bis Tréminou, dann kurz zurück und schräg zur D57 (Hinkelstein unterwegs links), links, D785 in Plomeur kreuzen, nach Tréffiagat und dann Le Guilvinec. Für den anderen Teil eventuell so nach Tréminou und dann Pont-L’Abbé oder Tréffiagat, Plobannalec, Pont-L’Abbé. Kürzung empfehlenswert, wenn man in Pont-L’Abbé verweilen will.

 

 

Version : 24.02.2007 - Contents : Marzina Bernez

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