Pleyben * Châteauneuf-du-Faou * Pleyben

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Finistère
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Karte: IGN 13 Grün Brest-Quimper, Reiseführer Gallimard Finistère-Süd

Länge : 72 Km
Stand : September 2006
Merkmale : Meist flach (am Canal), Rückfahrt allerdings über die Hügel.
Hotel : Chambre d'Hôte
Mme Berthe Auffret
Tel: 0033/2/98 26 63 47
Schöne Zimmer, freundlicher Empfang
Kurzfassung : Am Treidelpfad des Canal de Nantes à Brest, Kapelle und ein "echtes" Bretonisches Fest

 

Beschreibung :

Frühstück im schönen Wintergarten meiner Wirtin: Brot, Butter, Konfitüre, Crêpes und ein Kuchen, den sie jeden Tag frisch bäckt. Ein Ehepaar hat sich in das andere Gästezimmer eingemietet. Und Fahrräder haben sie auch! Heute wollen sie die Räder mit dem Auto zur Halbinsel Crozon bringen und da patrouillieren.

Bretonischer Geschirrschrank
Vor der Abfahrt bewundere ich noch den schönen Geschirrschrank der Wirtin, Geschirr der berühmten Faïencerie Henriot, Quimper.

Sie erzählt mir, dass sie damals den anderen Schrank einfach poliert und weiß lackiert hatte, weil sie keine Lust mehr hatte, ihn ständig zu wachsen.
Bis sie selbst diesen "Sakrileg" begriff und ihn wieder liebevoll in ursprünglichen Zustand restaurierte.
Es war ein
Milchschrank, wo die Milch bis zum Verkauf verwahrt wurde.
Bretonische Suppenschüssel (Henriot)

Ein Blick auf die imposante Kirche, ein der berühmtesten Pfarrbezirke in Finistère. Für einen Besuch muss man sich recht viel Zeit lassen, gestern abend hatte ich das Glück einer normal nicht mögliche Besichtigung der Sakristei.
Eine besondere Konstruktion des Kuppeldachs erlaubt eine erstaunliche Luminosität, ohne das Licht einschalten zu müssen. Damals schon Energie sparen??

Im Laufe September gibt es in Frankreich die "Journées du Patrimoine", wo Denkmäler ausnahmsweise zugänglich gemacht werden und viele Veranstaltungen die Erinnerung an der Vergangenheit wachhalten. An diesem Tag werde ich noch unerwartet damit beglückt.

Am Treidelpfad gibt es natürlich keine Lebensmittelgeschäfte, um Bewegungsfreiheit zu behalten, versorge ich mich also direkt in Pleyen, die berühmten "Galettes de Pleyben" ganz oben auf meiner Liste.

Grau ist der Himmel an diesen Morgen. Kleine Straße schräg Nord-Westen Richtung St Ségal, woraus ich zum Treidelpfad runter fahren will. An der Höhe von Penguilly, links der Straße ein Gebäude, den früheren kleinen Bahnhöfen so ähnlich… Ich drehe mich um und sehe effektiv die frühere Bahntraße, die nach Süd-Osten weiter geht.
Ein Anwohner unterbricht seine Arbeit am Salatbeet und bestätigt mir, dass die Traße effektiv eine Weile weiter fährt, er benützt sie, um seinen Bruder in Lennon zu besuchen.

Das werde ich mir morgen genauer anschauen.

Kurz links in die D48, um dann rechts nach St Ségal abzubiegen. Ich hatte die zweite Straße genommen (fast Ost-Westen), es ist aber viel besser bereits in Tachennic abzubiegen: Nach der Kreuzung, auf der rechten Seite, ein Lec'h mit Kreuz.

Links der direkteren Straße allerdings kann man ein Teilstück der Bahntraße auch verfolgen.
Kreuz auf Lec'h
Kapelle St Sébastien
Dann über die N185 runter zur
Kapelle St Sébastien.

Im 2000 hatte ich sie schon besucht, und sie ist wieder offen, was für abgelegene Kapellen leider selten zutrifft.
Kleiner Pfarrbezirk, Bilder, Statuen, sie ist wirklich einen Aufenthalt wert.
Kapelle St Sébastien
Fluss und Stadt
Nun auf dem Treidelpfad ganz gemütlich nach Port-Launay und Châteaulin, und immer weiter entlang des Kanals.
Schleuse
Blumen
Der Himmel klärt immer mehr auf, kein Autoverkehr.

Schleusen und deren bunten Häuser, Blumen und dieser herrliche Duft von wilder Minze.

Hier kann man den Alltag vergessen und träumen.
Canal de Nantes à Brest
Bretonische Tanzgruppe von Guimaëc
Und plötzlich an der Brücke von Ty Men werde ich aus meiner Träumerei gerissen:
Ein Bretone in Bragou Braz steht mir gegenüber!!!

Ich frage, ob ich ihn fotografieren darf, was er bereitwillig akzeptiert, dann erblicke ich eine
Bretonin ebenfalls in Tracht, die sich zu ihm gesellt.

Und fast schüchtern sagt er mir:
"Aber, wenn es Sie interessiert, auf der anderen Seite der Brücke, gibt es gleich
Bretonische Tänze"!

Und wenn ich deswegen die geplante Strecke ändern muss, das muss ich sehen!

Victor - Kahn aus Nantes
Es handelt sich um ein kleines Fest im Rahmen der "Journées du Patrimoine", nach dem Motto: "Victor muss gerettet werden!"

Victor
ist ein alter Kahn, der in Nantes im Jahr 1893 gebaut wurde und an dieser Stelle im Dezember 1932 gegen einen Pfeiler der Brücke stoß und mit seiner Schieferladung versank. Von seiner Ladung befreit wurde er 600 m weiter gezogen.

In 2003 wurde er von einer engagierten Gruppe aus der Umgebung wieder flottgemacht und wieder zur Brücke von Ty Men zurückgeführt, wo er nun auf dem Trockenen liegt.

Um ihn weiterhin "am Leben" zu erhalten, hat diese Gruppe eben ein kleines Fest organisiert. Nicht diese Touristen-orientierten (zugegeben auch schöne) Feierlichkeiten, vielmehr etwas ursprüngliches,"echtes".

Stand mit Pommes Frites und Würste, Spiele - wie Eier mit flachen Metallscheiben von einem Brett "köpfen"-, Vorführungen auf der improvisierten Bühne, wie jetzt ein Tanz aus Texas.

Und nun ist die Tanzgruppe aus Guimaëc dran…

Bretonische Tanzgruppe von Guimaëc
Bretonische Tanzgruppe von
Guimaëc
Bretonische Tanzgruppe von Guimaëc

An-Dro, Gavotte und Laridé, traditionelle Bretonische Tänze. Die Musik kommt aus einer CD unter der Bühne, alles in fröhlicher Laune. Da ich sehr nah an der Bühne stehe, werde ich mal gefragt, ob der Tontechniker auch darunter steht, und sogar, ob die Bühne die Belastung aushält…

Bretonische Tänze sind halt keine "sanften" Tänze, es wird viel gestampft und gesprungen.

Wenn ein Bauer früher den
Hof vor seiner Tür erneuern mußte, konnte er auf keine Stampfmaschine oder ähnliches rechnen.
Also wurde ein Fass Cidre - oder mehr - aus dem Keller geholt, eine reichhaltige Brotzeit vorbereitet, Musiker bestellt und die Nachbarn eingeladen.
Und mit der entsprechenden Musik wurde der Hof festgestampft!

Ein herrliches Moment mit diesen Leuten, die genauso fröhlich wie engagiert um ein kleines Stück Heimatgut kämpfen, all diese kleinen Juwelen, die von unseren Vergangenheit erzählen.

Weiter muss ich nun doch aber mit der Sonne im Herzen und dankbar für den Zufall, der mich zu dieser Fest geführt hat.

Es ist inzwischen spät geworden, ich fahre weiter nach Châteauneuf-du-Faou aber verschmähe notgedrungen die Fresken von Paul Sérusier, die den Einfluß der Abtei von Beuron, in Schwarzwald so deutlich zeigen.
Wer aber noch Zeit hat, sollte sie aber auf keinen Fall in der Kirche verschmähen.

Um etwas Zeit zu gewinnen, fahre ich über die Hügeln nach Pleyben zurück und kann in meinem schönen Zimmer mit einer Tasse Tee die Ereignisse des Tages nochmals auskosten!

 

 

Version : 25.02.2007 - Contents : Marzina Bernez

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