Machecoul * Clisson

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Loire-Atlantique
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Karte: IGN Grün 32 Nantes-Les Sables d'Olonne, IGN Grün 24 Nantes-Châteaubriant, Guide Gallimard Nantes et la Côte de Jade

Länge : 69 Km
Stand : September 2001
Merkmale : Abgesehen vom Tal der Maine wenig Steigungen
Hotel : Hôtel de la Gare. Empfehlung der FFCT.
Kurzfassung : Nach den Verbrechern von Blau-Bart zur Karolinger Abtei von St Philbert, zum See vom Grand-Lieu und zur "bretonischen Toskana"

 

Beschreibung :

Zwinger von Blau-Bart
Das Hotel war an der D13 Richtung Challans, der Weg in die Stadt selbst führt am Schloß von Gilles de Rais, nach der alten Form von "Retz", Pagus Ratiatensis.

Oder soll ich lieber Blau-Bart sagen?

Gilles de Rais (ca. 1400 - 1440), war ein tapferer Soldat und ein Begleiter Jeanne d'Arc und wurde vom König Frankreichs zum Marschall ernannt.
Nach der Verbrennung Jeanne ging er in die Bretagne zurück und lebte auf großem Fuß. Seine Schlößer und Ländereien mußte er bald an den bretonischen Herzog oder an den Bischof von Nantes verkaufen, er ließ sich dann überreden,
Gold könnte man auch aus dem Blut kleiner Kinder zaubern…
So verschwanden an die 200 Kinder der Umgebung, mißbraucht und geschlachtet!
Endlich wurde Gilles verhaftet und zum Tode verurteilt. Er wurde in Nantes gehängt und verbrannt, sein Verlies zeigt man noch im Schloß.

Und während der Revolution ging es mit dem Horror weiter: Königstreuen eroberten die Stadt und kannten keine Gnade für die Republikaner. Jeden Morgen wurden 15 Republikaner in Fünfer-Gruppen aneinandergekettet und erschoßen! Man nannte sie die Rosenkränze von Machecoul!

Aber zurück zur Schönheit über eine herrliche Platanen-Allee am Eingang der Stadt.

Auch eine schöne Begrüßung: der
Café de la Bicyclette!

Zwischen den ungleichen Kirchtürmen soll der Flieger Alexis Maneyrol in 1913 mit seinem Blériot durchgeflogen sein…
Oder hatten die Zeugen vielleicht zuviel von dem hier produzierten Schnaps "fine Bretagne" genoßen???
Radfahrer-Café

D64 nach St Même-le-Tenu. Kurz nach der Ortschaft, links über Lavau und links in die D61 nach Le Port Faissant.

Der Hinweis auf der IGN-Karte "La Salle aux Fées" (Dolmen) hatte mich hier gelockt.
Beschildert ist er auch, sofort rechts nach der Brücke... Aber wo??
Im Maisfeld? Unerreichbar. Und rechts davon ist es nur Gestrüpp mit unfreundlichen Dörnern.
Wozu also das Schild?

Zurück auf die D61 bis St Lumine-de-Coutais.
Wir sind am Rand des
Lac de Grand-Lieu, wer den Kirchturm hochklettert (173 Stufen, beschwerlich!) kann daraus den Blick über den See streifen lassen. Wie groß ist der See? Tja... Irgendwie zwischen 3.500 und 7.000 ha, je nach Saison und Regenstand!

Nach einem Abstecher zum See die Straße rechts der Kirche nehmen. Über La Ringeardière kommt man so ungestört an die Schnellstraße nach Nantes und problemlos darüber zur D117 nach St Philbert-de-Grand-Lieu, durch seine Karolinger Kirche besonders bekannt.

St Philbert, eigentlich Philibert, wurde in 608 geboren, gründete mehrere Abteien, die letzte davon auf der Insel Noirmoutier, wo er 685 verstarb.
Am See von Grand-Lieu hieß die Ortschaft früher Déas und wurde der Abtei von Noirmoutier überschrieben, die hier eine "Filliale"-Abtei baute. Dann kamen die Wikinger in 836 und die Mönche flohen mit den Reliquien und ließen sich in Déas nieder. Aus blau-grauem Marmor
wurde St Philibert ein Sarkophag gemacht, mit einem Merowinger Kreuz verziert. Wundersame Heilungen zeugten von seiner Frommigkeit.

In 847 kamen die Wikinger durch den Lac de Grand-Lieu bis Déas und brannten die Abtei nieder. Kaum die Abtei wieder aufgebaut, stürmten sie zum zweiten Mal. Die Mönche versteckten den Sarkophag und flohen mit den Reliquien bis Tournus in die Bourgogne. Déas wurde von Tournus aus verwaltet und bekam im 12. Jahrhundert den jetzigen Namen St Philbert-de-Grand-Lieu.

Die Abteikirche erlebte noch allerlei Unruhen und Verwüstungen: Religionskriege, Revolution. Sie wurde auch mehrfach umgebaut. Im Jahre 1865 wurde der Sarkophag gefunden und die Kirche unter Denkmalschutz gesezt.

Frühere Abtei-Kirche
Sarkophag St Philbert
Frühere Abtei-Kirche

Nach aufwendigen Ausgrabungen und Restaurierung kann die Abteikirche nun besucht werden. Sehr alte Fresken, Pfeiler aus Stein und Ziegeln, Krypta mit dem Sarkophag, Rundgang mit Kapellen hinter dem Altar, Grabstein aus dem 15. Jahrhundert, Statuen, Funde aus den Ausgrabungen, Klostergarten…Genug Zeit einplanen, es lohnt sich!

D65 Richtung la Chevrolière. Nach ca. 4 Km links nach Passay über l'Aubrais (Beschilderung: "Observatoire")

Nur in Passay ("Pacium") gibt es gewerbliche Rechte für das Fischen im Lac de Grand-Lieu. Im Maison du Pêcheur (Haus des Fischers) werden allerlei Gegenstände um die Fischerei und den See ausgestellt, vom Beobachtungsturm aus kann man die Vögeln beobachten, Video-Kameras am Seerand übertragen auf Leinwände. Leider war es geschloßen, als ich vorbei kam.

Bis zum Ende des Weges weiterradeln, zur Anlegestelle der flachen Kähne. Eine schöne Stelle zum Mittagsrast, Schilf, Vögeln, See, auf Mini-Inseln grasenden Kühe, melancholisch, weil die Sonne streikt aber auch deswegen sehr schön.

Ein Rentner-Ehepaar kommt an und fragt mich, wo man in Passay zum Essen gehen kann. Ich erkläre meine Ignoranz und erwähne nebenbei im Laufe des Gesprächs, daß ich italienische Sprachkenntnisse habe.Und sofort schwenkt die Dame auf Dante's Sprache um: Sie ist von italienischer Abstammung und so diskutieren wir beide fröhlich in I tali ano weiter!

Ich muß nun zwischen den IGN 32 und IGN 24 hin- und herhüpfen, recht unangenehm, da die 32 im Querformat liegt. Die 33 Cholet wäre praktisch, war aber in St Philbert nicht vorhanden.

Die D62 bis zur D65. An der Stelle halte ich kurz, um die Karte zu studieren und werde an der Kreuzung von einem Lieferwagen mit drei Männern eingeholt.
"Immer rechts!" sagt fröhlich der eine. Ich antworte, daß ich nach Le Bignon will, also doch zuerst links und erst dann rechts in die D62! "Genau wie ich sagte, immer rechts!" und wir lachen alle vier. Also links in die D64 nach
La Chevrolière und vor der Kirche rechts in die D62. In Tourne-Bride über die Schnellstraße, die D937 kreuzen, über Guénégaud, weiter auf der D62 bis le Bignon.

D11 über die Autobahn, die N137 kreuzen. Auf der Karte sieht die Straße gegenüber etwas dürftig aus, sie ist aber problemlos und führt am Schloß le Rafflay vorbei. An der nächsten Kreuzung die D62 nach rechts Richtung la Poterie verlassen. Unterwegs in der Ortschaft le Temple (nicht auf der Karte) ein interessantes altes Tor... Hat der Name einen Bezug zu dem Templer-Orden? In la Poterie links in die D63. Spätestens jetzt ist die IGN 24 nötig.

In Château-Thébaud die D63 nach rechts verlassen und nach Pont-Caffino runterfahren.
Hier hat sich die Maine ihren Weg durch den roten Schiefer gegraben. Schön die Landschaft, mit dem Fluß und der roten Wand,
hier kann man fischen, Kajak üben, MTB fahren

und sich an die Kletterwand wagen!

Klasse der Realschule Aigrefeuille-sur-Maine bei der
Kletterwand
Wie eine Klasse der Realschule aus Aigrefeuille-sur-Maine, die sich freundlich fotografieren ließ.Danke, Jungs und Mädels, klettert erfolgreich weiter, an der Schieferwand wie im Leben!

Aus dem Talkessel muß man "nur" hoch hinaus... Oben kommt man direkt in das "offizielle" Weingebiet "Muscadet de Sèvre-et-Maine". Winzer sind schon bei der Arbeit, einer kam mit dem Fahrrad, um seine gerade geernteten Reben zu inspizieren. Er erzählt mir, daß die Maschinen zwar immer präziser werden, das Können des Fahrers bleibt ausschlaggebend. Er zeigt mir auch, wie gründlich die Arbeit gemacht wurde: Kaum noch Trauben an der Rebe, kaum Abfall. Allerdings erschüttert die Maschine den Boden und er zweifelt an, daß solche Reben die sonst üblichen 70 Jahre durchhalten werden...

Über la Haie Trois Sous (Die Hecke Drei Groschen!) und les Croix nach Maisdon-sur-Sèvre und St Lumine-de-Clisson.

Mühle le Belvédère
Überall diese Winzerlandschaft: Reben, Mühlen, alte Gebäude, frühere Keltern, Brotöfen, allerlei Geräte mit Blumen verziert. Die roten Ziegeldächer unterstreichen den südländischen Charme.
Brotofen

In St Lumine-de-Clisson links in die D117 nach Clisson.

Schloß Olivier de Clisson
Für Clisson war es Liebe auf dem ersten Blick!

Von den Wikingern geplündert, durch die Herrscherfamilie de Clisson zwischen Frankreich und Bretagne aufgerieben, verwüstet während der Revolution, Clisson lag in Trümmern.
La Garenne-Lemot. Haus des
Gärtners
In 1793 wurden die französischen Künstlern vom Palazzo Mancini in Rom verjagt, die Brüder François und Frédéric Cacaultsowie der Architekt Frédéric Lemot waren von der Landschaft um Clisson begeistert und fangen ab 1805 an, sich Villen nach italienischem Stil bauen zu lassen.

Lemot kopierte nicht stur sondern paßte seine Entwürfe der lokalen Umgebung an, was den besonderen Reiz ausmacht. Weitere Künstler und reiche Leute ließen sich von der Begeisterung anstecken und gaben der Stadt ihren italienischen Flair.

Es war ein Fehler, nicht mehr Zeit für Clisson einzuplanen: Das Schloß Olivier de Clisson, die Flüße Sèvre-Nantaise und Moine, die altwürdige Markthalle, die kleinen Gassen, die Garenne-Lemot mit Villen, Ausstellungen und Park, der Viaduc (nicht römisch aber mit herrlicher Aussicht!), der Freundschaftstempel, die Madeleine-Kirche, die Kapelle St Jacques, die Mühlen...
Ich muß wieder hin!

 

 

Version : 24.02.2007 - Contents : Marzina Bernez

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