Karte: IGN Grün 15 Lorient-Vannes, Guide Gallimard Morbihan
Länge : | 63 Km |
Stand : | Juni 1998 |
Merkmale : | Steigungen vorhanden, wenn auch nicht sehr steil. Gute Radwege. |
Hotel : | Hôtel du Phare in Sauzon hatte leider keine Zimmer. „Touristische“ Preise aber Jugendherberge in Le Palais |
Kurzfassung : | Ein Tag zu genießen. In aller Ruhe hin und her fahren aber Saison und Wochenende unbedingt vermeiden. |
Beschreibung :
Belle-Ile (die schöne Insel) hat auch ihren Spruch beim Reim über die
Inseln der Bretagne:
Qui voit Belle-Ile voit son île !
Wer Belle-Ile sieht, sieht
seine Insel !
Belle-Ile sah ich zum ersten Mal im August 92, als ich bei meinen Eltern in La Turballe Urlaub machte. In der Saison gibt es eine direkte Schiffsverbindung mit dem „Garcie-Ferrande“ zwischen La Turballe und Le Palais (Fahrräder wurden auch mitgenommen). Auf der Insel nahm ich den angebotenen Touristenbus, sah eine ausgedörrte Insel, blieb stecken in der Mittagszeit, ärgerte mich, weil der Busfahrer sich über Radler mockierte und dachte: Nie wieder!
Im 1998 war ich mit dem Fahrrad im Morbihan und wollte Belle-Ile eine zweite Chance geben. Belle-Ile kann man zwar in einem Tag erradeln, wie bei den meisten Inseln ziehe ich die Übernachtung vor. Die Übernachtungen hatte ich in Sauzon geplant (leider war der „Hôtel du Phare“ - Leuchtturm-Hotel - schon ausgebucht), die Strecke beschreibe ich aber einfachheitshalber ab Le Palais, wo die Fähre ankommt. Man sollte auch bedenken, daß die Preise auf Belle-Ile recht hoch sind, in Le Palais gibt es aber eine Jugendherberge.
Schon zur Zeit der Römer als „Vindilis“ bekannt, war Belle-Ile unter anderem wegen seinem Reichtum an Frischwasser immer sehr begehrt. Landwirtschaft und Fischerei spielen nur noch die zweite Rolle, Tourismus die erste Geige.
Nach Belle-Ile kommt man mit der Fähre der Reederei „Morbihannaise et Nantaise de Navigation“ für Fahrräder muß man nicht reservieren, in der Saison wäre ich aber vorsichtig. Wir nahmen die Fähre in Quiberon und kamen früh an, um die letzte Verbindung nicht zu verpassen. Die frühere wollte gerade ablegen, aber als sie uns sahen, fuhren sie den Steg wieder raus, damit wir gleich mitfahren können.
Sauzon wurde schon im 4. Jahrhundert von den Engländern (Sauzon in Bretonisch) als Piratennest genützt. Es ist nun ein sehr malerischer Hafen, mit bunten Häusern und dem Hotel am Leuchtturm, den man auf soviele Bilder sieht. |
Wer sich für Malerei interessiert, wird an dem Buch „Sauzon – le regard des peintres“ („mit den Augen der Maler“) viel Freude haben.
Wir besorgen den Proviant in der Früh in Sauzon. Schönes Licht zum
Fotografieren, malerische Gassen, an manchen Ecken glaubt man sich am
Mittelmeer. Dann hoch fahren und die kleine Straße schräg nach Deuborh nehmen und rechts in die D25 Richtung Pointe des Poulains („Fohlenspitze“). |
Viel zu sehen: den Leuchtturm,
Felsen, davon „den Hund“ – einem Pudel ähnlich, das Meer, die Ruine des Schloßes von
Sarah Bernhardt (1844-1923). Sie war eine berühmte Schauspielerin und verliebte sich in Belle-Ile als sie zufällig Urlaub auf der Insel verbrachte. |
Wir waren am Vorabend auf einem Sprung gekommen, das Meer war bewegt, Wolkenpassagen veränderte ständig das Licht, in der Früh war alles ruhig und klar, beide Stimmungen sehr schön.
Zurück auf die D25 und nach 1 Km rechts zum „Gouffre“
(Schlund), die Verlängerung der Straße aus Sauzon. Wieder auf die D25 und nach 1 Km die D30 nach
rechts zur Grotte de l’Apothicairerie (Höhle der
Apotheke). Hoch (40 m) über das Meer, die Sicht ist grandios.
Zur Höhle selbst ist es nicht bloß verboten
sondern äußerst gefährlich runterzugehen, der
Pfad ist sehr schmal, steil und glitschig.
Die Höhle ist eigentlich eher eine Felsenarkade über das tosende Meer, der Name kommt von den Nestern der Kormorane, die wie ehemalige
Apothekertöpfe aneinander gereiht sind. Auf einer Überprüfung habe ich lieber
verzichtet.
Unterwegs kommen wir an einem Reiterhof vorbei, dessen bunten Gebäude im Mittelmeerraum keineswegs falsch am Platz wären. |
Zurück auf die D30 nach einem knappen Kilometer rechts über kleinere Straße nach Magorlec, in Borledann links zur D25. An der Kreuzung die zwei Hinkelsteine „Jean“ und „Jeanne“. Sie sind aber nur Ersatz für die früheren Hinkelsteine, Opfer sinnloser Verwendung in einem Gebäude, dafür habe ich kein Foto übrig.
An einem Montag Anfang Juni ist die D25 verkehrsarm, wir folgen ihr bis zur Kreuzung mit der D190, die wir nach rechts nehmen. In Cosquet wieder nach rechts zum Port Donnant und zurück, dann an dem Leuchtturm (47 m hoch, Lichtweite 32 Meilen) nach Goulphar.
In dieser an sich malerischer Bucht gibt es ein größeres Hotel, wo die Touristenbusse mittags andocken und lang bleiben, in der Mittagszeit ist das Licht zu fotografieren auch zu stark. An dieser Stelle war ich in 1992 wegen langem Mittagsessen zwei Stunden stecken geblieben, anstatt mehr von der Insel sehen zu können.
Wenn man der Straße weiter folgt, kommt man aber zum Port-Coton (Baumwollhafen). Nicht so genannt, weil irgendwelche Schiffe aus Amerika hier ihre Ladung löschten: Das Meer tobt gegen drei spitzen Felsen („Aiguilles“: die Nadeln) in dieser Bucht und schäumt weiß wie Baumwolle. Monet malte sie in 1886, sie sind in Kalendern und Büchern über die Bretagne beinahe so oft abgebildet, wie das Haus zwischen den Felsen in Plougrescant. Von dieser Küste hat Monet 36 Bilder gemalt, die in den berühmtesten Museen der Welt bewundern werden können. Mit so einer Aussicht schmeckt das Picknick besonders fein. |
In Le Cosquet sind wir rechts nach Bangor gefahren. Ab diesem Punkt habe ich mich von den Radwegweisern nach Locmaria führen lassen: Meine Karte war nicht sehr präzis (1:100.000 ist etwas knapp für Belle-Ile), wir hatten Zeit und ich wollte diese Route ausprobieren, Radrouten sind in der Bretagne selten zu finden (meist leider auch ein Hinweis auf starken Verkehr während der Saison!). Nachahmung nur empfehlenswert: Die Strecke ist sehr gut beschildert, weg von der Hauptstraße und sehr malerisch, nicht bloß ein Feigenblatt, um die Hauptstraße von den Radlern frei zu halten!
In Locmaria halten wir an der Kirche, früher „Maria zum verdrehten Baum“, jetzt „Maria der Himmelfahrt“ genannt, die mit ihren weißen Mauern und der Palme vor dem Haupteingang unweigerlich an Spanien erinnert.
Vor dieser Kirche stand einen schönen Baum, den holländischen Seeleute in 1674 gefällt hatten,
um daraus einen Mast zu zimmern. Maria hatte wohl ein Herz für die Bäume und daher kein
Verständnis für Holzfäller (protestantische auch noch!),
sorgte dafür, daß der Baum sich beim Sturz verformte und dadurch für die Seefahrt
nutzlos wurde!
Schade, daß er sich nicht im Stand schon verdreht hat!
Wir folgen der Küstenstraße und kommen an einer
wunderschönen kleinen Bucht, die zum Verweilen regelrecht einlädt. Die Fahrräder
lassen wir oben und nehmen den steilen Fußweg zum Strand. Das Wasser war Anfang Juni sehr frisch, ich brauchte eine ganze Weile, um mich daran zu gewöhnen, dann genoß ich ein ausgiebiges Schwimmen. Wie der Zufall manchmal will, hatten wir in der Früh erfahren, daß Eric Tabarly, unser bekanntester und verehrtester Segler, von seinem Segelschiff, dem Pen-Duick II, gestürzt und verschollen war. Der ADFC-Kollege fing an zu fürchten, ich könnte das gleiche Schicksal erfahren und überlegte schon, wie er allein die Reise zum Ende führen könnte... |
Die Weite der Strecke war nicht das Problem, ich kann gut schwimmen, die Wassertemperatur muß allerdings
zwingend mitberücksichtigt werden: Wenn man anfängt
zu frieren, muß man in der Nähe des Ufers sein, viel Zeit bleibt dann nicht mehr übrig!
An Rettungsversuchen braucht man auch nicht denken, bis der Helfer sich an der
Wassertemperatur gewöhnt hat und nachgeschwommen ist, freuen sich schon die Fische über
die leckere Mahlzeit!
Nur für geübte Schwimmer und möglichst nicht zu weit,
eher parallel zum Ufer.
Nach dem Schwimmen konnte ich mich auch nicht mehr erwärmen,
wir nahmen die Fahrräder, die nächste Steigung kurbelte den Kreislauf
zuverlässig wieder an...
Kleiner Leuchtturm an der Spitze von Kerdonis, über Samzun kommen wir zum Strand „Les Grands Sables“ (Das große Sand), flach und breit aber nicht so malerisch versteckt wie die kleine Bucht. Etwas für „Normal“-Touristen. Bald ist man wieder in Le Palais, die Fähre kam gerade an, wir wichen dem Verkehr aus und fuhren nach Sauzon zurück mit gemütlichem Abendessen auf dem Hafen. |
Die Fähre nahmen wir am nächsten Morgen in Le Palais wieder. Da wir am
Nachmittag den TGV in Auray nahmen, um abends mit dem Nachtzug nach München zurückzufahren, haben
wir das Frühstück in Sauzon verschmäht, um Zeit für eine eventuelle Panne einzusparen, dafür
am Hafen von Le Palais auf der sonnigen Terrasse das letzte Frühstück dieser
Reise genoßen.
Kleiner Luxus mit etwas Wehmut, weil ich die Bretagne nun
wieder verlassen muß.
Version : 24.02.2007 - Contents : Marzina Bernez
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