Ile de Sein

Index
Finistère
Index Géo

Karte: IGN 13 Grün Brest-Quimper, Reiseführer Gallimard Finistère-Nord

Länge : 0 Km !!!!
Stand : Mai 1997
Merkmale : Flach, flacher, am flachsten. Windig, windiger, am windigsten
Hotel : Le Roi Gradlon, Audierne-Ste Evette
Kurzfassung : Reizvolles Zusatzprogramm, wenn man in Audierne übernachtet.

 

Beschreibung :

Hafen
Leuchtturm
Hafen

In dem Gedicht über die Inseln der Bretagne („Qui voit...“ „Wer... sieht“) wird Sein beim letzten Reim erwähnt:

„Qui voit Sein voit sa fin...“ „Wer Sein sieht, sieht sein Ende“

Kein Wunder, wenn man sich die Seekarte der Umgebung anschaut: heimtückische Klippen, bösartiger Wind, schnelle Strömungen, die „Chaussée de Sein“ war für Segelschiffe ohne Motorkraft im wahrsten Sinne des Wortes „mörderisch“.
Auch heutzutage weiterhin sehr gefährlich.

Dabei war die Insel schon in der Antike bekannt, Pomponius Mela erwähnt sie im Jahre 43 unter dem Namen Insula Sena, wo neun jungfräuliche Priesterinnen ihren Amt walten. Über Stürme und Felsen? Niemand kam damals zurück, um darüber zu berichten.

Im V. Jahrhundert kamen die legendären Heiligen, Guénolé und Corentin.

St. Guénolé baute sogar eine Eisbrücke zum Festland, leider versuchte der Teufel die Insel über diese Brücke zu erreichen. Sein Feuer ließ die Brücke schmelzen aber er schaffte es zumindest nicht, die Insel zu erreichen...

Ludwig den XIV. befreite die Insel von der Steuerpflicht: „Es wäre wie Meer, Stürme und Felsen zu besteuern...“

Lange hatten die Inselbewohnern den (berechtigten) Ruf von Schiffsplünderern, kein Wunder bei dem armseligen Leben. Erst durch einen Jesuit, der sie vom Boot aus beschimpfte und zugleich predigte, wandelten sich die Senans von Saulus zu Paulus und wurden zu wagmutigen Rettern auf See.

Alte Postkarte
Wer französisch liest, bekommt durch das Buch von Henri Quéffelec „Un Recteur de l’Ile de Sein“ (Ein Pfarrer von der Insel Sein) einen faszinierenden Einblick in die damaligen Verhältnisse:

Der „zuständige“ Pfarrer verläßt die Insel, entmutigt durch das rauhe unbelehrbare Verhalten der Einwohner, der Meßner, selbst Fischer aus Sein, wird schrittweise von den Einwohnern gezwungen, den hohen Amt auszuüben.

Er spricht deren „Sprache“ und wird schnell als weltliche und geistliche Autorität anerkannt.

Der Bischof von Quimper schickt den Pfarrer von Plogoff zur Untersuchung der skandalösen Verhältnissen... und weiht schließlich den Meßner zum Priester, obwohl dieser die lateinische Sprache nicht lernen kann.

In 1950 wurde auf Sein ein Film darüber gedreht „Dieu a besoin des hommes“ (Gott braucht die Menschen) als Video-Kassette in Audierne verfügbar.

Und die Kilometer? Mit dem Fahrrad, keine! Fahrräder sind auf dieser Insel nicht erlaubt.

Bitte keine Reklamation, bei einer Oberfläche von weniger als 1 Quadratkilometer (2 km lang, manchmal 100 m breit, schwindelerregende Höhe von... 6m), eine nachvollziehbare Maßnahme.

Eigentlich in einem Bericht über Radtouren fehl am Platz, die Insel ist aber äußerst reizvoll und eine schöne Ergänzung zur Tour Douarnenez-Pointe du Raz-Douarnenez als „schönes Wochenende“ oder als „Ruhetag“, wenn man von Le Guilvinec nach Pleyben radelt.

Ein ganzer Tag muß investiert werden, Abfahrt in der Früh in Ste Evette mit der Reederei Pen-ar-Bed. Das Hotel „Le Roi Gradlon“ liegt direkt in Ste Evette, am Strand, der Wirt machte uns darauf aufmerksam, daß die Übernachtung in Audierne zu einer Ermässigung bei der Reederei berechtigt und war so freundlich, meine Mutter mit dem Auto zur Fähre zu bringen, ich radelte hin. Zu Fuß ist es auch gut machbar.

Die Überfahrt dauert eine gute Stunde, die Schiffe sind sehr gut ausgerüstet, man sollte aber auf keinem Fall mit leerem Magen fahren.

Während der Fahrt sieht man auf der rechten Seite die Pointe du Raz, davor die Leuchttürme La Vieille und La Plate, weiter hinten Tévennec.
Hinter Sein wacht der Leuchtturm Armen
(„Der Stein“), die „Hölle der Höllen“ für Leuchtturmwächter.

Straße
Auf der Insel Sein ist die Breite der Gassen streng reglementiert: so eng wie möglich, damit der Wind wenig Griff bekommt, so breit wie nötig... um Weinfässer rollen zu können!

Die Kirche wurde St. Guénolé gewidmet, jeder Stein aus dem Transportbooten wurde von den Frauen auf dem Kopf dahin getragen, davor zwei
Hinkelsteine, "Les Causeurs" (Die Sprechenden) genannt.
Hinkelsteine
Kapelle St Guénolé
Der freie Spaziergang führt irgendwann zur Kapelle St. Corentin, kleine Lec’hs draußen.

Früher war sie die „Wetterstation“ für die Insel:
Menhir vor der Kapelle St Guénolé
Die Fischer drehten die Statue von St. Corentin so, daß der Bischofsstab in der Richtung zeigte, woher sie den Wind brauchten.
Lec'hs
Machte St. Corentin seinen „Dienst“ schlecht, wurde seine Statue kurzerhand mit dem Gesicht zu Wand gedreht, in schlimmeren Fällen aus der Kirche getragen, mit dem Gesicht nach unten hingelegt und mit Algen bedeckt!

Sie muß irgendwann besonders weit versteckt worden sein und wurde nie mehr gefunden!

Oder hatte Corentin endlich die Nase voll?
(im wahrsten Sinne des Wortes...)

Einfach kreuz und quer spazierengehen, am Hafen das Mittagessen mit Meeresblick genießen.

Auf der Fähre sprachen wir mit einer Fischerswitwe, die mit ihren Hunden zurückkam, als wir sie dann an ihrem Haus zufällig trafen, wurden wir gleich zum Kaffee eingeladen.

Einfaches Haus, warme Stimmung und eine riesige Fensterscheibe mit Blick direkt auf der Pointe du Raz!

Ein herrlicher Tag!

L’Ile de Sein, que l’on voit au loin
Assiette plate au ras des eaux
Avec le poivre nécessaire
A faire éternuer le soleil
Et le gros sel en ses ruelles
Où l'on marche l'un derrière l'autre
Blaues Fenster
Die Insel Sein, von der Ferne gesehen
Flacher Teller über den Wasserrand
Mit dem notwendigen Pfeffer
Um die Sonne niesen zu lassen
Und dem groben Salz in ihren Gassen
Wo man hintereinander geht

Georges Perros, Poèmes bleus

 

 

Version : 24.02.2007 - Contents : Marzina Bernez

Codewriter: Visual Basic Application - Programmed by : Marzina Bernez
Webdesign & Copyright : Marzina Bernez

URL http://marzina.free.fr/dept29/l/l290141.html