Karte: IGN 13 Grün Brest-Quimper, Reiseführer Gallimard Finistère-Nord
Länge : | 56 Km |
Stand : | Juni 96, September 97, Mai 2003 (teilweise) |
Merkmale : | Eher leicht, wenig Steigungen. Richtung je Gezeiten ändern. Kann in zwei einzelnen Schleifen gefahren werden. |
Hotel : | Hôtellerie du Castel - Freundliche Atmosphäre, sehr gute Küche |
Kurzfassung : | Megalithen, Schloß und Kapellen. Besonders interessant: Küste mit traditioneller
Algenwirtschaft. Es wird schwierig sein, alles auf einmal zu sehen. Besser sich auf einzelne Punkte konzentrieren und nochmals, weil es so schön war. Die Strecke fuhr ich im 2003 zum vierten Mal… |
Beschreibung :
In dieser Gegend (Küste der
Algenfischer) vermischen sich der Golfs Strom (warm) mit dem Ärmelkanal (kalt). Es
besteht aber keine scharf gezogene Grenze für Fauna und Flora ("Kalte Algen links, warme
Algen rechts!"), in diesem Gebiet findet man dadurch mehr als
dreihundert verschiedenen Algenarten. Dieses Reichtum wurde sehr früh von den
Bretonen als willkommene zusätzliche Einnahme genützt. Es gab drei Arten der Bewirtschaftung:
* Algen, die vom Meer am Strand gepült wurden - | |
als Dünger und sogar Ersatzfutter für das Vieh, sie gehörten demjenigen, der sie
auflas. | |
* Algen, die an der Küste geschnitten und geerntet wurden - | |
nach Trocknung wurden sie in Algenofen gebrannt und als "Sodabrot" zur Iodgewinnung nach Paris geschickt. Die Gebiete waren streng
reglementiert, meist vom Pfarrer je nach Größe der Familie verteilt. | |
* Algen, die aus einem Boot geschnitten wurden | |
Manchmal richteten sich die Algenfischer für die ganze Saison auf einer kleinen Insel ein und nahmen sogar Pferde mit. |
Mir wurde ein Buch mit Reproduktionen alter Postkarten aus diesem Gebiet geschenkt, ich wollte es mir selber ansehen.
Vor der Abfahrt hatten wir ein Problem: Adi fand den Schlüßel für sein Fahrrad nicht! Die Hotel-Stammgäste, die uns bis jetzt von der Weite beobachteten, beteiligten sich mit Eifer an der Suche. Irgendwann mußten wir doch aufgeben, Adi fragte nach einer Eisensäge um das Schloß durchzuschneiden. Im Hotel nicht vorhanden, eine Kundin lief sofort zu François, dem Fahrlehrer, um danach zu fragen, die Seniorchefin bot an, das Fahrrad in ihrem Auto zur Tankstelle zu fahren, ein anderer Gast schlug vor, es mit Keil und Hammer zu versuchen. Zwei Gäste hielten das Patient Fahrrad, ein anderer schlug, das Schloß wurde unter Jubel der Anwesenden aufgebracht. Adi lud die Anwesenden abends zum Aperitif ein und hielt bei Pastis und Cidre sogar eine kleine Rede in französisch! Nichts ist besseres zur deutsch-französischen Verständigung als die angebotene Hilfe anzunehmen und zu würdigen.
Trémazan wurde Schauplatz einer schaurig-traurigen Geschichte: Tanguy und
seine Schwester Haude waren Halbwaisen. Als Tanguy eine
Weile fort war, nützte die Stiefmutter die
Gelegenheit, um Haude zum Bauernhof zu verbannen, wo sie niedrige Arbeiten
verrichten mußte. Als Tanguy zurückkam und davon erfuhr, stellte er seine
Stiefmutter zur Rede. Sie rechtfertigte ihre Tat mit
der Behauptung, Haude hätte in Unkeuschheit gelebt.
So etwas konnte der
rechtschaffene Tanguy nicht akzeptieren, er nahm seinen Schwert in der rechten
Hand und die Schwester in der linken und enthauptete sie, bevor er sich seelenruhig schlafen legte.
In der Nacht wurde er im Traum von seiner Schwester heimgesucht: Sie
trug ihren Kopf unter den Arm und versicherte ihm, sie sei unschuldig. Beunruhigt
informierte sich Tanguy bei den Bauern, die ihm nur lobenswertes über das
Mädchen erzählen konnte. Verzweifelt wollte sich Tanguy das Leben nehmen,
sprach aber davor mit St. Pol de Léon, der ihn tröstete und ihm empfahl,
Priester zu werden. Tanguy wurde Abt in der Abtei bei der Pointe St. Matthieu
und starb in der Abtei Le Relecq
in den Monts d'Arrée.
Die Küstenstraße gibt freien Blick auf das Meer. Es ist eine gute Gelegenheit, um die Arbeit der Algenfischer zu beobachten: Die kleinen Boote sind mit einem Riesenkran ausgerüstet, mit einen Haken ("Skoubidou") am Kabelende. Der Haken wird ins Meer geworfen und gedreht. Dadurch werden Algen aus dem Boden gerissen und hochgehievt. Die Operation ist nicht ungefährlich: Die Algen sind schwer und rutschig, durch die Bewegung des Krans beugt sich das Boot auf der Seite, die im Boot vorhandenen Algen kommen leicht ins Rutschen. Am Ende der Operation ist der Rand beängstigend nah am Wasser. Im Juni 96 las ich in der Zeitung, daß ein Algenboot nahe Ouessant wegen Überladung gekentert und gesunken war, der Fischer wurde von den nahen Kollegen rechtzeitig aus dem Meer gezogen. |
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An dieser Küste sieht man auch manchmal die Pferde, die früher eingesetzt wurden, um die Algenboote an den Strand zu ziehen. Keine feingliedrige Araber-Hengste: Nur der Muskel zählt, um die schwere Algenmasse aus dem Boot zum Ufer zum tragen. Oft machten sie sich den Spaß, kräftig ins Wasser zu treten… und alle zu duschen!
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Gut zu beobachten ist auch die Felsenküste (Roches
de Portsall), wo der Öltanker Amoco Cadiz
in 1978 Schiffbruch erlitt und die bretonische Küste bis in die Bucht vom Mont-St. Michel verunreinigte. Die Kapelle St. Samson - einer der irischen Bischöfe, die die Bretagne wieder christianisierten - liegt mit ihrem Brunnen sehr malerisch und wird gerne fotografiert. |
An der Pointe de Landunvez sollte eine Pause
eingelegt werden, um auf die riesigen Felsblöcke zu
spazieren, feste Schuhe absolut erforderlich.
Weiterhin an der Küstenstraße, rechts in die
D27, nach ca. 1 KM rechts zu Kapelle St. Gonveld. Kurz
danach kommt man zu einem kleinen Dolmen
etwas höher der Straße (Fußweg entlang dem Zaun nehmen).
Zurück zu D27.
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Vor Porspoder rechts zur Halbinsel St. Laurent. Einen Blick auf den
Dolmen, noch interessanter ist der Algenofen,
wo früher die gesammelten getrockneten Algen zu "Brote" verbrannt wurden, die dann zur
Iodgewinnung nach Paris kamen. Eigentlich nur eine schmale
Grube in den Boden, die mit Steinen ausgelegt wurde. Solche Öfen sind
nur noch selten zu finden. | |||
An der Küste bekommt man einen schönen
Blick über den Leuchtturm Le Four (Der Ofen), 28m hoch, Reichweite 32 Km an dieser Stelle nur
2 Km von der Küste entfernt. Der Meeresboden ist hier relativ flach, beim Sturm schlagen die Wellen
mit besonderer Wucht auf den Leuchtturm. Vielleicht ist die Postkarte aufzutreiben, wo man sieht, wie eine Welle den Leuchtturm vollständig umklammert. Vom Hubschraubergeräusch neugierig gemacht, steht der Leuchtturmwächter an der Tür… |
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Bleiben wir doch lieber auf dem Festland. In Porspoder, links Richtung Kerivoret, ein Hinkelstein und ein Dolmen auf uns warten. Man kann über einen Weg parallel zur Straße rückwärts näher rankommen. Zurück zur Straße und kurz danach wieder nach links Richtung St Ourzal, zwei Hinkelsteine markieren den Weg zur Kapelle. |
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Glück muß man haben! Zwei Handwerker arbeiteten gerade an der
Kapelle und zeigen mir stolz alle Details: Das Kreuz, von Vandalen gebrochen und ins Feuer geworfen, wurde liebevoll restauriert, ohne deren Hinweis hätte ich die "Klebestelle" nie erahnt. Bei der Restaurierung fiel auch dem Steinmetz sehr alte fast verschwundenen Figuren auf jeder Seite. | |||
Das Kreuz vom Dach wurde
ebenfalls umgeworfen, nun schmückt es den
schönen Brunnen, wo die Mütter ihre Kinder tauchten, Ex-Voto-Schiff und Statuen in
der Kapelle. Eine Madonna wurde durch die Münzen finanziert, die der Pilger in den Brunnen
wirft. Nach einer so engagierten Führung werfe ich gerne auch meine Münze hin! |
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Ein Abstecher zu den Hinkelsteinen von Kergadiou zeigt uns, welche sportliche Leistung eine Hexe bringen kann: Der eine Hinkelstein wurde in Irland gestohlen, wutentbrannt warf die Hexe den zweiten nach… Er verpaßte nur kurz das Ziel und grub sich vor dem Diebesgut ein!
Von diesem Punkt ab kann man auch direkt nach Aber Ildut fahren, ich ziehe die Weiterfahrt an der Küstenstraße (D27) vor.
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Kurz danach sind wir in Melon. Ein schöner Algenofen an der Küste und auf der kleinen Insel gegenüber ein verlassener Dolmen. |
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In Aber Ildut kann am späten Nachmittag die Rückkehr der Algenfischer sowie das Laden der Algen auf LKW beobachtet werden. Ich wunderte mich, weil der LKW dann Richtung Meer einbog, wo die Karte eindeutig zeigt, daß die Straße zu Ende ist: Ich radelte also neugierig nach: Der LKW fuhr auf eine Waage. Die Algenladung wird also am Gewicht und nicht am Volumen gemessen.
Dem Aber Ildut am linken Ufer folgen. Schöne Häuser, einen Hauch von Riviera. Beim Bäcker kann man mit Algen angereichertem Brot kaufen.
In Breles , schöne Glasfenstern in der Kirche, noch faszinierender: musizierende Engeln an der Decke.
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Die D268 nehmen und folgen, bis zu einer Abzweigung links nach Kergroades. Schönes Schloß nach dem Muster von Kerjean gebaut. Der Weg führt durch den Hof, ein Schild Einbahnstraße verbietet die Weiterfahrt. Etwas verunsichert fragte ich einen Lieferant, ob ich auf die Durchfahrt verzichten soll und bekam die erstaunte Antwort: "Wieso? Sie sind doch mit dem Fahrrad da!". Solche Schilder sind meist auf Autofahrer zugeschnitten, die Privatwege gnadenlos zuparken. Mit dem Fahrrad geht vieles, aber bitte rücksichtsvoll, wir befinden uns schließlich auf Privatgrund, langsam durchradeln, bei Bedarf schieben. |
Nach rechts abbiegen, um über eine wunderschöne Baumallee (Eichen) zur D26 zurückzukommen, links einbiegen. |
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Die D68 überqueren, man kommt nach Lanrivoaré zum
Friedhof der 7777 Heiligen (an der Kirche).
St. Rivoaré war hungrig und bat den
Bäcker um ein Brot. Der Bäcker war geizig und lachte ihn aus... um zu sehen, daß
seine Brote auf der Stelle versteinert wurden! Diese Brote
sind auf dem Friedhof zu sehen. Die Zahl 7777 ist nicht mathematisch zu verstehen, es deutet eigentlich auf eine sehr große Zahl von Toten (Märtyrer?). Die Stelle ist so heilig, daß nur der Rand dieses Hofs betreten werden darf. |
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Rechts in die D168 Richtung Ploudalmézeau einbiegen und nach einem knappen Kilometer links Richtung Stréat Lédan, rechts nach Plourin und Richtung Ploudalmézeau weiterradeln.
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In Ploudalmézeau, links runter nach
Lampaul-Ploudalmézeau. Lampaul in Ortsnamen ist immer ein Verweis auf St. Pol de Léon. In diesem kleinen Ort startete die erste Diwan-Schule in bretonischer Sprache. Bis zur Küste weiter fahren und
links abbiegen. Die Insel Carne ist bald zu sehen,
bei Ebbe sollte man unbedingt zu Fuß hingehen, um den
Cairn anzuschauen.
Cairns finden wir nicht so oft, die Gelegenheit sollte man nicht verpassen. Gezeiten aber beachten, die Insel ist zur Übernachtung nicht gemütlich. |
In der Ortschaft Portsall bis zur rechten Spitze radeln: Der Anker vom Amoco Cadiz ist zu sehen, traurige Beute einer Öko-Kastrastrophe. |
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Die Straße führt nach oben Richtung Kersaint. An einer kleinen Landzunge liegt
ganz oben mit Blick auf das weite Meer der Grabhügel Guilliguy. Die erste Straße nach rechts: Einbahnstraße. Die letzte Straße nach rechts: Einbahnstraße! Die Falle gilt eigentlich den Autofahrern. Also, eine Straße nehmen, auf eventuellen Gegenverkehr (Anwohner) achten, auf dem Fußweg weiterradeln und dann schieben. Die Sicht ist es wert. Ein Kreuz zeigt schon wieder, wie die Kirche versuchte, diesen Heidenkult zu christianisieren. |
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Kurz vor dem Ziel auf der linken Seite die kleine Kapelle, Haude vom Trémazan gewidmet. Als ich kam, war sie wegen Baufälligkeiten leider geschlossen, eine Tafel zeigte aber Fotos von Haude, mit dem Kopf unter dem Arm... sehr interessant ist auch die gegenüber stehende Mauer, mit Nischen für die Kasten, wo Totenschädeln aufbewahrt wurden. |
Die Kreisrichtung sollte sich nach den Gezeiten richten. Bitte bedenken, daß die Algenboote erst am Nachmittag in Aber Ildut zurückkommen. Trémazan und St. Samson sind auch beim Abendlicht sehr romantisch.
Version : 24.02.2007 - Contents : Marzina Bernez
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