Karte: IGN 14 Grün St Brieuc-Morlaix, Reiseführer Gallimard Finistère-Nord
Länge : | 75 Km |
Stand : | Mai 2001 |
Merkmale : | Mittlere Schwierigkeit |
Hotel : | Gästezimmer M. & Mme Le Goff |
Kurzfassung : | Kirchliche Kunst, Ufer der Aulne, Schloß von Trévarez mit Blumenpark, Montagnes Noires mit Megalithen und Blick auf die Monts d'Arrée, für jeden etwas! |
Beschreibung :
Carhaix Richtung Motreff verlassen. Nach La Métairie Neuve wird an die neue
Trasse meiner argsten "Feindin", der N164, gearbeitet.
Laut Karte müßte in Tréveller
links einen Weg zu einem
Grabhügel führen, die Suche wird nicht von Erfolg gekrönt, auch von Kervoulédic
aus kam ich nicht ran. Also weiter Richtung Motreff und vor dem Fluß rechts zum Moulin de
Bronolo. Schöne Strecke im Tal, die aber an der D769 endet, an dieser Stelle vierspurig…
und doch verkehrsarm. Links einbiegen und sofort wieder rechts nach St Sauveur.
Umdrehen und auf der D82 nach St Hernin.Eine Runde um den Pfarrbezirk mit Kalvarie, Beinhaus und Brunnen und sofort rechts nach Cléden-Poher.
Sehr schöner Pfarrbezirk: Beinhaus, auf dem Dach wartet der Ankou mit einer Harpune auf "Kundschaft", Kalvarie mit vielen Figuren, | ||||
Kirche mit Glasfenstern, einem davon mit dem Motiv des Grals, Altarbilder und Statuen. |
Proviant lieber hier kaufen, keine weitere Möglichkeit vor Châteauneuf-du-Faou.
Links der Kirche weiter und rechts runter zur Aulne und Canal de Nantes à Brest. Den Treibelpfad nun flußabwärts nehmen. Er ist durch die letzten Überschwemmungen sehr beschädigt, manchmal zum Teil unterspült. Bis Pont Triffen gibt es allerdings keine Alternative zur N164 - Grrr - Eine schnelle Lösung ist es also nicht, aber die Flußlandschaft ist es wert und die Zeit nehme ich mir gerne. Auch eine schöne Stelle um das Proviant zu genießen. |
Bis an der Höhe von Le Kosquer (die "alte Ortschaft") weiterradeln und
rechts hoch zur D117 über Le Moustoir.
Die Anstrengung wird von einer
reizvollen Kapelle belohnt: Kirchturm - sieht geköpft aus,
wie im Pays Bigouden, wegen der "Révolte des Bonnets Rouges "
(Aufruhr der roten Mützen), Kreuz, vierseitig bearbeitet,
üblicherweise sind es nur zwei Seiten, die "Pflicht-Eibe",
und ein Meer an Blumen.
Links in die D117 bis Châteauneuf-du-Faou. "Faou" hat mit "Fou" (Verrückter) nichts zu tun, es kommt aus dem bretonischen Wort "faouenn" für "Buche". Ebenfalls zu finden in: Le Faou und Le Faouët.
Von meiner Schwester Soizic hatte ich ein Buch über Paul Sérusier geschenkt bekommen, Maler aus der Schule von Pont-Aven, wo er von Gauguin beraten wurde. Er malte auch in Le Pouldu, Huelgoat und eben Châteauneuf-du-Faou.
In der Kirche kann man eine Freske
bewundern. Deren Abbildung im Buch erinnerte mich unwillkürlich an die Abtei von Beuron an der Donau:
Die leuchtenden Farben, fast "orthodoxist", der Winkel der Bewegungen… Kein Zufall: Sérusier war in Kontakt mit Verkade und Lenz, die in Beuron solche Mathematik der Malerei praktizierten. |
Sérusier kannte auch die Kirche San Marco in Florenz mit den Fresken von Fra Angelico.
D36 Richtung Trévarez nehmen. In einer großen Kurve steht die Kirche Notre Dame des Portes, hoch über das Tal und die Meander der Aulne, eine herrliche Sicht. |
Auf der D36 hochfahren und rechts zum Château de Trévarez.
Zwischen 1894 und 1906 aus roten Ziegeln und Granit aus Kersanton
gebaut, mit Blick zu den Monts d'Arrée und St Michel de Brasparts, am
Fuß der Montagnes Noires, ein fürstliches Gebäude! Sein erster Besitzer wollte es "einem Präsident würdig" und glaubte wohl, die Wahl zu gewinnen, schaffte es aber nicht. Die Wehrmacht wußte die Lage zu schätzen, das Schloß wurde also durch die Royal Air Force bombardiert. Das Département Finistère erwarb das Schloß in 1968, renovierte es. Ein Blumenmeer wurde im Park angelegt, Anfang Mai, eine Symphonie in Rhododendron! |
Eine sehr schöne Stelle zu verweilen, Blumen im Park, Blumen als Ausstellungen, Brunnen, Kapelle, die Aussicht. Dafür genug Zeit einplanen.
Zurück zur Kreuzung und rechts in die D6, die nun langsamer die Montagne de Laz hochfährt und links in die D41.
Allein schon diese Strecke auf dem Grat der Montagnes Noires ("Schwarze Berge") ist ein
Hochgenuß: Der Blick wandert frei zu beiden Seiten, die Kapelle St Michel de Brasparts
, deren Kirchturm noch höher in den Himmel ragt als der
Roc'h Trévézel, der höchste Punkt der Bretagne, ist eindeutig zu identifizieren.
Zuerst links, kurz nach der Einbiegung, dann nach 1,5 Km rechts, stehen die Hinkelsteinevon Trimen, wie eine versteinerte Garde über die Ebene. |
Gab es eine Beziehung zu St Michel de Brasparts, wo früher der Gott Belennos verehrt wurde?
Wenn die Straße einen rechten Bogen nach unten anfängt, nach einem
Abzweiger links Ausschau halten. Keine Beschilderung, die Straße erscheint zuerst als Sackgasse,
ein Grabhügel ist aber
auf der Karte eingetragen. Rechts den Wanderweg nach Roudouallec nehmen. Mit dem Trecking-Rad
machbar, wenn auch nicht sehr bequem. Verlassen auf der Hügel, von blühenden Stechginster umrahmt, da steht er der Grabhügel, nicht in "Tisch"-Form, sondern winklig wie in Lesconil bei Douarnenez-Tréboul. |
An der Kreuzung mit der viel befahrenen D1 in Roudouallec einen Blick auf die Kirche und weiter auf der D108 Richtung Guiscriff. Die D1 wäre der direkte Weg nach Gourin, bei dem Verkehr aber kein Leckerbissen. Der Umweg wird außerdem kulturell "belohnt".
Kurz nach Trémunut, links Richtung Le Stang. Das
anvisierte römische Lager ("camp romain") ist beschildert,
also rechts abbiegen und den Hügel hoch. Nach dem ersten, härteren Teil der Steigung dreht der Weg
nach rechts, die Steigung wird sanfter. Herrlich die Aussicht über diese
Hügeln... Aber wo bleibt das Lager???
Oben gibt mir ein freundlicher
Anwohner die Lösung: Das Lager befindet sich eben kurz vor dieser Kurve links vom Weg. Beim ersten
Blick nicht identifizierbar, bei genauerer Betrachtung entdeckt man die runde Form, umringt von
einem tiefen Graben, und nun vom kleinen Wald zusätzlich geschützt.
Ein altes Kreuz noch links von der Straße und bald bin ich in Gourin.
Böse Überraschung: Das telefonisch mit schriftlicher Bestätigung meinerseits gebuchte Hotel ist geschloßen!Eine Bestätigung hatte ich zwar nicht
bekommen, die Hotels bestätigen aber nur selten, ich hatte mich daran (ungern!) gewöhnt.
Das andere Hotel wird zum Kauf angeboten, nächste Ortschaft Roudouallec, 9 Km
entfernt, und es ist ein langes Wochenende in Frankreich, wer weiß, ob es überhaupt noch Zimmern
hat???
Und jetzt ???
Zum Café gegenüber der Kirche. Bevor ich losfahre, möchte ich wissen, ob es einen Sinn hat. Eifrige Diskussion zwischen Wirt und Stammkunden, nachdem ich das Problem erläutert habe. Es wird versucht, das Hotel in Gourin telefonisch zu erreichen, beim "Gite d'Etape" (einer Art "Jugend"-Herberge auch für nicht mehr taufrische), die einen antworten nicht, die andere Nummer ist besetzt. Mir brennt, zu wissen, woran ich bin und doch habe ich nun das Gefühl, daß ich nicht im Gebüsch schlafen muß, irgendetwas werden sie schon drehen!
Schließlich bittet mich ein Gast in sein Auto, das Fahrrad soll ich am Café lassen, er fährt
mich dann zurück. Gerade abgewählter Gemeinderat (die Wähler hätten ihn
doch besser behalten!), will er so ein Makel nicht auf seiner Stadt ruhen lassen.
Beim Gite d'étape (am Schloß von Tronjoly, bittschön!), werde ich sehr freundlich empfangen und
könnte problemlos für die eine Nacht bleiben, für den nächsten Tag waren aber alle Bette für eine
Hochzeit reserviert.
Damit wäre das akute Problem zumindest gelöst, die geplante Runde um Gourin
müßte ich allerdings aufgeben. Ich muß aber nicht gleich zustimmen und mein Mentor fährt mich zu
einem Haus mit Schild "Gästezimmer".
Es handelt sich um ein
Ferienhaus, das vom Besitzer, einem Rentnerehepaar, außerhalb der Saison auch
zimmerweise vermietet wird. Wir sind uns schnell einig und beschließen den "Vertrag" beim
Apéritif.Das Ehepaar Le Goff amüsiert sich mit meinem Mentor in
Bretonisch, daß sie mich problemlos verkaufen könnten, weil ich die Sprache nicht
(noch nicht!) kann, wir diskutieren über die Bretagne, ich erzähle von
meinen Radtouren. Für 10,- DM mehr als im Hotel hatte ich also ein Haus mit 3 Schlafzimmern (machte aber keine "Bettwanderung"!), 2 Bädern, 1 Garage, 1 voll eingerichteter Küche, 1 Wohnzimmer mit TV und Kamin und 1 Terrasse… Das Frühstück wollte ich beim Café nehmen, kam aber nie dazu, sondern genoß es bei den Le Goff mit Crêpes und Gâteau Breton und lebhaftem Gespräch über unsere gemeinsame Liebe: die Bretagne! |
Ach ja... An dem Tag trug ich das Trikot mit der bretonischen Flagge...
Danke an Patrick, an die Le Goff, an das Wirtehepaar und die Stammkunden, die einen Alptraum in eine bereichernde und warmherzige Begegnung verwandelt haben!
Version : 24.02.2007 - Contents : Marzina Bernez
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