Insel Groix

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Karte: IGN Grün 15 Lorient-Vannes, Guide Gallimard Morbihan. Empfehlung: IGN Blau 0720 Lorient-Ile de Groix

Länge : 52 Km
Stand : Mai 98
Merkmale : Wenig Steigungen, kurze Strecke, Wind kann aber sehr stark sein.
Hotel : Zimmer beim Einwohner in Port-Tudy
Kurzfassung : Einfach schöööön! Alle Möglichkeiten noch nicht ausprobiert.

 

Beschreibung :

Es gibt einen Reim über die Inseln der Bretagne. Der Satz für Groix heißt:„Qui voit Groix, voit sa joie!“(Wer Groix sieht, sieht seine Freude!)

Die Inseln der Bretagne sind alle wunderschön, Groix ist für mich die schönste.
Auf 8 x 4 km ist alles vorhanden: Klippen, flache Strände, malerische Häfen, schöne Dörfer, Leuchttürme, Hinkelsteine und Dolmens, Küstenpfad, witzige Details wie Natur-Seltenheiten, Mineralien und konvexer Strand, schöne Traditionen und die Nähe zu Lorient und dem TGV. Sehr schön mit dem Rad und reizvoll zu Fuß.

Mein Wunschtraum war Silvester 1999 und das neue Jahrtausend auf der Insel Groix zu erleben, diesmal zu Fuß. Da ich in der EDV-Branche arbeite, bekam ich aber Urlaubsperre... und war sogar dann froh darüber:

Die Ölpest aus dem Tanker Erika erreichte „meine“ Insel gerade um diese Zeit!

Bis März 2000 sollten Strände und Küste überall gereinigt worden sein, sanfter Tourismus ist dann nicht bloß wieder möglich, sondern auch lebenswichtig, damit die Öko-Katastrophe auch finanziell im Griff bekommen wird.

Groix wurde schon sehr früh besiedelt, Reste vom Steinzeit, Wikinger-Grab. Im Mittelalter geht sie in den Besitz der Grafen von Rohan (Schlößer in Josselin, Pontivy), sie stellt zur Zeit der „Compagnie des Indes“ (Indiengesellschaft) ein Schutzschild für den Hafen von Lorient dar.

Dundee an der Tür
Bis den 70er Jahren war der Thunfischfang ein wichtiger Faktor für das Leben auf der Insel, Spuren findet man immer noch. Dafür wurden die Dundees gebaut, Schiffe mit bunten Segeln und langen Seitenstäben um die Netze ins Meer zu lassen. Sie sind oft als reizvolle Abbildung auf der Insel zu finden.

Daß Groix oft „La Grecque“ (die Griechin) genannt wird, hat mit der Mittelmeer-Insel nichts zu tun, es kommt lediglich vom bretonischen Wort „Grek“, Kaffekanne, auf der Insel ständig griffbereit.

Groix hatte auch einen Dichter, Jean-Pierre Calloc’h: „Me zo ganet é krez er mor“. Student in Paris sehnte er sich nach seiner Insel und fiel im ersten Weltkrieg.

Bekannt ist auch in Frankreich das traurige Seemannslied: Les Trois Marins de Groix, „Die drei Seeleute aus Groix“:

Die Insel läßt sich in einem Tag erradeln, viel romantischer aber ist die Überfahrt durch die „Morbihannaise et Nantaise de Navigation“ am späten Nachmittag mit zwei Übernachtungen auf der Insel. Die Schiffsreise selbst ist sehr schön und dauert trotz Nähe der Insel 45 Minuten wegen der verwickelten Reede von Lorient. Auf der Rückfahrt konnten wir auch eine Übung der Marine miterleben, mit rasant schnellen Schlauchbooten, die Fähre wurde wohl als Übungsobjekt ausgewählt.

Diesmal hatte ich kein Hotel, sondern Zimmern bei einem Ehepaar gebucht, Frühstück in der Kneipe vom Sohn, etwas verraucht aber urig und sehr sympathisch. Als wir wegfuhren, bekamen wir Abschiedsbussis von unserer Zimmerwirtin.

Das Schiff kommt in Port-Tudy an, wo wir auch übernachtet haben.

Tudy kam wie viele seiner heiligen „Kollegen“ über den Atlantik, war aber sportlicher als die meisten in ihren Steintrögen: Er kam rittlings auf einem Hinkelstein! Nachahmung nicht empfehlenswert...

Nach ihm ist der Hafen benannt, wie Loctudy und der Insel Tudy im Bigouden-Land

Hoch fahren nach Le Bourg. Bunte Häuser, besonders amüsant ist aber der Wetterhahn…
oder wie soll ich ihn eigentlich nennen?Ein Hahn sei etwas für Bauern meinten die Seeleute von Groix und setzten im 1788 einen Wetter“thunfisch“ an der Spitze ihres Kirchturms!
Le Bourg - Wetterthunfisch

Die D202 Richtung L’Apéritif (den wir um diese Morgenstunde nicht nehmen), dem höchsten Punkt (39m) der Insel. In einem Feld liegt der Hinkelstein „Bag Sant Tudi“ (Boot von St. Tudy). Wir biegen nach links ab nach Le Méné und nehmen den Küstenpfad.

Leuchtturm Grands Sables
Was im Mai unter der Woche mit einem Trekking-Rad möglich ist, sollte während der Saison unbedingt gemieden werden, der Pfad ist zum Teil sehr eng. Auf jedem Fall Rücksicht auf Wanderern und Natur nehmen.

Mein Ziel war der kleine rote Leuchtturm, den ich auf einem Foto mit dem konvexen Strand als Hintergrund gesehen hatte. Man sollte sich aber nicht auf solche Bildern verlassen: Der Strand wandert!
In dieser Form, mit der Wölbung ins Meer hinausragend ist es ein natürliches Wunder, Strände sind durch die Kraft des Meeres normalerweise konkav oder flach.
Der nächste Strand „Les Sables Rouges“ zeigt das nächste Naturwunder, umsonst heißt er nicht „Roter Sand“, Granate sind hier von den Wellen zum roten Pulver zermahlt worden. Für Amateur-Mineralogen ist die Insel ein besonderer Leckerbissen: Granaten, Quartz, Glaucophanen aber keine Proben entnehmen, sie wird als Mineralien-Reservat geschützt!
Strand
Abfahrt??? - Foto: Andreas
Die Straße fährt dann abrupt zum Meer hinunter, was mich kurz zögern ließ, Pointe des Chats („Katzenspitzen“) mit schönem Leuchtturm.
Naturreservat für Mineralien und auf jedem Fall eine schöne Stelle zum Verweilen.

Der ADFC-Kollege bewunderte die „Blumen“ in einem Wassertümpel und wollte mir nicht glauben, daß es sich um „See-Anemonen“ handelt, eigentlich Tiere, fest verankert auf dem Felsen und schön gemacht, damit die Fische sich in ihren Armen fangen lassen. Bis er mit der Hand an die „Blume“ streifte, die Fangarme schließen sich sofort um seinen Finger!
Leuchtturm Les Chats mit
Rad

An der Küstenstraße weiter fahren, man kommt zu einem Dolmen, der für meinen Geschmack von einem „Amer“ (Markierung für Schiffe – kann auch ein markantes Gebäude sein) etwas zu nah am Leibe gerückt wird. In der Bucht von Locmaria wurde ein Wikinger-Grab (verbranntes Boot) im 1905 freigestellt.

Wir bleiben an der Küste bis Locqueltas, schöne Dörfer, viele Blumen und biegen rechts ab nach Lomener, links nach Créhal und rechts zur Straße, die von Le Bourg nach Pen Men fährt, links einbiegen. Kurz danach nach rechts Beschilderung zum Menhir Kermario.
Ein Muß!
Der schmale Weg führt durch einen Hain zu einer verlassenen Lichtung mit diesem hohen schlanken Menhir als Mittelpunkt.
Wir saßen zum Picknick auf einer früheren niedrigen Mauer, geschützt von den Schauern, die an diesem Tag die Insel regelmäßig heimsuchten
(aber immer da, wo wir nicht gerade radelten), der Hinkelstein wirkte noch eindrucksvoller im Gegenlicht. Ein starker Moment!
Hinkelstein Kermario
Pointe de Pen-Men beim
Sturm
Weiter nach Westen zum „Grand-Phare“ (großer Leuchtturm) und Spitze von Pen Men („Spitze des Steins“). Der Wind blies „Schafe“ (weiße Schaumflecken) über das Meer, wie wir in französisch sagen, kein Wunder bei einer Geschwindigkeit von 70 Km/h!
Leuchtturm Grand-Phare
Auf dem Rückweg zwischen Kervédan und Kerlard gibt es rechts der Straße einen kleinen Hinkelstein, der verdient werden muß.
Ohne gute Karte nicht zu finden, auch mit einem Trekking-Rad beschwerlich zu erreichen, wir mußten eine Weile schieben.
Der Blick auf diesem kleinen Hinkelstein, von Farn umgestellt, mit Blick auf das weite Meer und dem Leuchtturm im Hintergrund war aber Romantik pur…
Mein Begleiter drückte beinahe ehrfurchtsvoll den Farn um ihn zusammen, ich mußte an die Druiden denken.
Kleiner Hinkelstein

Südlich von Kerlard gibt es noch zwei Dolmens in der Heide. Noch nicht gesehen, ich komme aber wieder!

Zurück nach Port-Tudy sollte man das Öko-Museum noch besuchen, es war leider zu, als wir auf der Insel waren.
Abends aßen wir in einem Fischerlokal („Meerespinne“ für mich), um dann das Abendlicht auf dem Hafen zu genießen.

 

 

Version : 24.02.2007 - Contents : Marzina Bernez

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