Karten: IGN 24 Nantes-Châteaubriant, 15 Lorient-Vannes, 14 St Brieuc-Morlaix, 13 Brest-Quimper
Länge : | 360 Km |
Stand : | Februar 2010 |
Litteratur : | "Le Canal de Nantes à Brest", Editions Ouest-France (französisch!) |
Kurzfassung : | Der "Klassiker" |
Beschreibung :
Die Bretagne war früher schwer begehbar: Keine richtige Straßen, schlechte, schlammige Wege, sehr hügelig. Schon zur Zeit der Monarchie wurde über die Möglichkeit gedacht, Flüße zu begradigen und mit Kanälen zu verbinden, um schwere Lasten zu transportieren. Ein ausführlicher Bericht von 1783 meinte noch dazu:
… mangels Wegen kann der Cidre (Apfelwein) nicht transportiert werden und der Bauer ist gezwungen, mit seiner Produktion sich selbst zu betrinken…
Mit der Revolution (1789) wurden alle Pläne aber zu den Akten gelegt.
Dann kam Napoléon und ab 1803 wütet der Krieg mit England. Die "perfide Albion" bloquiert die Häfen Nantes, Lorient, Brest, Morlaix, St Malo, die Waren können nicht mehr wie sonst üblich zwischen diesen Häfen auf dem Seeweg umgeschlagen werden. Die Idee eines Kanals von Nantes nach Brest - und deren Pläne - werden wieder aus der Schublade geholt.
Eine Wahnsinnsarbeit, woran auch spanische Kriegsgefangene und Sträflinge auch schufteten - und oft bis zur tödlichen Erschöpfung!
Napoléon erlebte das Ende der Bauzeit nicht mehr, der Kanal wurde erst 1842 fertigstellt. Aber bereits ab 1930 wurde der Kanal in Mûr-de-Bretagne unterbrochen, um einen Staudamm zu errichten. Es war geplant, eine Art Treppenschleusen zu errichten, damit Kähne doch das Hindernis überwinden können, bis jetzt ist es nicht geschehen.
Für uns Radler aber schwer zugänglich!
Es ist geplant, einen Radweg entlang der Erdre zu bauen, wann er fertig gestellt wird, ist mir nicht bekannt.
Also über Nantes-Petit-port, La Chapelle-sur-Erdre, Sucé-sur-Erdre, Casson, Le Pas Chevalier kommt man zur Plaine de Mazerolles. Hier finden wir den Treidelpfad, am linken Ufer des Kanals. |
Kurz vor Blain liegt am Süd-Ufer des Kanals den Wald von La Groulais.
Das Schloß von La Groulais
wurde von Herzog Alain Fergent in 1104 gebaut und gehörte
später den Familien von Clisson und von Rohan, beide mit
der bretonischen Geschichte eng verbunden. Nach der Revolution blieb das Schloß lange unbewohnt,
wurde aber vom Prinz Georges de Grèce und seiner Gemahlin Marie
Bonaparte restauriert. | |||
Marie Bonaparte war übrigens die erste Übersetzerin in
französische Sprache der Theorien von Sigmund Freud. Aristide Briand, der französische Staatsmann und Gegenspieler von Gustav Stresemann, war oft hier zu Gast. |
Hier würde es sich empfehlen, einen Tag vom Kanal auszusetzen, um im Wald von Le Gâvre, nördlich von Blain, auf Entdeckungstour zu gehen!
Weiter am Fluß Isac über Guenrouët
und Fégréac, bzw. Pont-Miny. Mein Vater erzählte immer, wie einer seiner Vorfahren als Moses auf einem mit Kohlen beladenen Schleppkahn sein Catechismus unter der strengen Aufsicht des Kapitäns lernen mußte… |
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In diesem Abschnitt wird der Kanal offiziell als Radweg gekennzeichnet. | ||||
Die Eisenbahnlinie überquert den Kanal an der Höhe von La Grulais. Der Radweg bleibt auf dem Treidelpfad zwischen Kanal und Bahnlinie. |
Von La Touche bis Redon fließt der Kanal parallel zum Fluß Vilaine aber nach Norden und die Vilaine nach Süden zum Atlantik.
Der Kanal erreicht die Vilaine in Redon. Die im Jahre 832 unter dem Schutz des bretonischen Königs Nominoë gegründete Abtei St Sauveur ist ein Wahrzeichen der Stadt. Fachwerkhäuser und die Ufer der Vilaine laden ebenfalls zur Rast. |
Von hier aus könnte man auch am Treidelpfad der Vilaine fast bis Rennes radeln und von da aus am Kanal von Ille-et-Rance den Ärmelkanal nahe Dinard-St Malo erreichen.
Wir bleiben aber Richtung Brest.
Nun fahren wir am Ufer der Oust. Kurz nach (in Flußrichtung natürlich vor…) Redon kommt der Weg in eine vom Fluß gegrabene Schlucht. Der Radweg bleibt schön ebenerdig, das andere Ufer ist sehr steil. Wer sich den Umweg über die Brücke der D135, Glenac und Pont-Corbin gönnt, dazu eine sehr steile Steigung in Anspruch nimmt, wird mit einem wunderschönen Panorama belohnt. |
An St Congard vorbei bis Malestroit. |
Malestroit (Bretonisch: "maël-trec'h" - der vorbeigehende Herr) wird auch Perle der Oust genannt. Wichtiger Handelspunkt, der schöne Stadtkern mit Fachwerkhäusern verdient Aufmerksamkeit. |
Kurz nach der Passage unter der N186 fährt der Radweg
unter einen "Kollegen", die
Voie Verte Mauron-Questembert. Ein kleiner Seitensprung wäre problemlos denkbar, beide Wege kreuzen sich wieder an der Höhe von Montertelot. |
Etwas später sollte man sich einen kleinen Umweg nach St Gobrien.
D122 über den Oust. Herrliches kleines Dorf und… die Kirche ist offen! Klein, aber fein. Triumphbalken, Altarbild, Statuen, Weihwasserkessel und… der Sarg St Gobrien! |
St Gobrien war Bischof von Vannes im 8. Jahrhundert. Er ruht
in dieser Kirche, obwohl… Ruhe?
Heiratswillige Mädchen sollen sieben Mal um seinen Sarg
kreisen, dürfen aber dabei weder den Sarg noch die Mauer berühren.
Da könnte es ihm manchmal
wohl schwindlig werden!
Kurz vor Josselin erblickt man die frühere Abtei Saint-Jean-des-Prés, provisorischer Wohnsitz des Grafen von Rohan, als das Schloß im 19. Jahrhundert renoviert wurde.
Lange bevor man in die Stadt Josselin selbst ankommt,
sieht man das mächtige Schloß der Grafen von Rohan.
Tief verwurzelt in der bretonischen Geschichte, mit der mächtigen Familie Olivier de
Clisson verbunden, deren Spruch lautete: "König kann ich nicht, Graf will ich nicht, Rohan bin ich!" Mit dem Kardinal Richelieu hatten sie auch ihre liebe Not, hatte er nicht "eine Kugel in deren Kegelspiel geworfen…" und dadurch einen mächtigen Turm zerstört. |
Josselin eignet sich hervorragend für einen Aufenthalt: Das Schloß kann besichtigt werden, ein Puppenmuseum wurde im früheren Stall eingerichtet, die Altstadt mit Gassen und Fachwerkhäusern lädt zum Flanieren ein.
In der Basilika Notre-Dame-du-Roncier
(Unsere Heilige Frau des Dornenbuschs) wurde eine in einem Dornenbusch gefundene
Marienstatue bewahrt. Die Massen kamen zur Pilgerfahrt, dem Pardon,
und ihr wurden Heilkräfte für Epileptikerinen zugesagt… Die Statue wurde bei der Revolution (1789) verbrannt, eine fromme Frau konnte aber einen Fragment retten, der nun in dieser Statue integriert ist. Das wichtigste Datum für die Walfahrt ist der 8. September. In der Kirche befinden sich auch das Grab von Olivier de Clisson und sehr schöne Kirchenfenster. |
In der Umgebung, abseits des Kanals, gibt es ebenfalls viel zu sehen.
Vor Pontivy
sind Übernachtungsmöglichkeiten auch nicht mehr so einfach zu finden.
Viele Radrouten sind ab Josselin gekennzeichnet, man könnte daraus schöne Tagesausflüge kombinieren. Sie sind aber nicht so flach und autofrei wie am Treidelpfad.
Vor Rohan kann man einen kleinen Umweg zur Abtei Timadeuc nehmen. |
Der Canal de Nantes à Brest läuft am Oust
flußabwärts von La Ville-Gestin über Josselin bis
Redon und am Fluß Blavet von Pontivy
bis Gouarec flußaufwärts. Zwischen La Ville-Gestin und Pontivy wurde ein Kanalstück gegraben, das aber eine zusätzliche Wasserzufuhr erforderlich machte. So wurde die Rigole d'Hilvern (Rinnsal von Hilvern) vom Teich von Bosméléac (nahe Allineuc) bis St Gonnery zwischen 1828 und 1838 über eine Länge von 64 Km gegraben. Eine Heidenarbeit, meist von den Bagnosträflingen aus Brest ausgeführt. Nun sieht sie romantisch verlassen aus, Wanderwege nützen sie gerne aus. |
Vor Pontivy, halten wir am linken Ufer in St
Noyale. Ste Noyale, vom richtigen Namen Nolwenn, wurde in England geboren. Sie flüchtete in die Armorique, um der von ihrem Vater erzwungenen Heirat zu entkommen und um eine Einsiedelei zu gründen. Der Krieger Nizan war von ihrer Schönheit so fasziniert, daß er sie um jeden Preis zur Frau nehmen wollte und da sich Noyale immer und immer wieder verweigerte, ließ er einfach ihren Kopf rollen. Noyale nahm ihren Kopf unter den Arm und suchte in aller Ruhe eine passende Stelle, um begraben zu werden. Hier verlor sie drei Tropfen Blut, die sich sofort in drei Brunnen verwandelten. |
Am Treidelpfad ist aber alles so schön friedlich, nur
Schleusen mit deren blumengeschmückten Schleusenhäuser. Wir kommen dann in Pontivy an. |
Pontivy wurde vom keltischen Missionar St Ivy gegründet, der hier ein Kloster gründete und eine Brücke ("Pont") über den Blavet baute. Daher der Name der Stadt.
Zur Zeit des Empire wurde Pontivy in Napoléonville umgenannt. Brückenkopf des Canal de Nantes à Brest mit Abzweiger nach Hennebont und daher Lorient, war diese Stadt für Napoléon strategisch äußerst wichtig und wurde zur Garnisonstadt.
Hier könnte man dem Kanal am Fluß Blavet bis Hennebont, nahe Lorient folgen. Eine sehr schöne Strecke.
Das Stück zwischen Pontivy und Mûr-de-Bretagne wird
nun von den Kähnen nicht mehr befahren. Seit 1930 wird das Wasser im Lac de Guerlédan
gestaut, um Strom zu erzeugen. Es war geplant, eine Art Schleusentreppenhaus
zu bauen, bis heute ist es nicht erfolgt.
Am Treidelpfad kann man bis
Mûr-de-Bretagne aber weiterradeln.
Ein kleiner Umweg zuerst nach Stival zur Kapelle
St Laurent. Schöne Fresken. Und die Glocke soll von der Schwerhörigkeit heilen… |
Wir kommen in St Aignan an. Die alten Schleusen sind aber noch zu sehen. Wir sind nun im Département Côtes d'Armor und verlassen den Kanal Richtung Mûr-de-Bretagne. |
Das Wort Mûr kommt nicht von "Mauer" sondern vom bretonisch "meur = groß". Die Stadt wird auch Kalon-Vreizh genannt, "Herz der Bretagne", weil sie an gleicher Entfernung vom Atlantik und vom Ärmelkanal liegt.
Ein Blick in die Kapelle Ste Suzanne,
von ehrwürdigen Eichen umgerahmt, die
Corot gerne malte. Die Kapelle ist offen und die Meßnerin zeigt mir mit berechtigtem Stolz ihre Schönheit. |
Auch anwesend ein junger Mann von "Bretagne-Nature" im Arbeitsanzug, der eine seltene geschützte Fledermaus-Art beim Tor und das Nest eines Zaunkönigs an einer Seitentür ausgemacht hat.
Er möchte das Dachgeschoß inspizieren, die Meßnerin fürchtet, sein Gewicht könnte die Holzdecke zum Stürzen bringen.
Von Mûr-de-Bretagne bis Gouarec ist der Kanal - und somit der Treidelpfad - unter Wasser. Wir steigen auf der Voie Verte St Méen-Carhaix. Und gleich Problem mit dem Kies!
Bald blickt man auf den See von Guerlédan, den Stausee, der den Canal de
Nantes à Brest hier unterbrochen hat. Der Weg bessert sich auch langsam. Man fährt durch
den Wald. An der Höhe einer Steingrube, wird die Voie Verte auf der anderen Seite der N164 weitergeführt. Diese Teilstrecke ist landschaftlich recht schön, kurz danach aber, an der Höhe der Abtei Bon-Repos, muss die N164 wieder überquert werden… und sie kann recht verkehrsreich sein! |
Dabei ist es möglich, an der Steingrube vorbei zum ehemaligen Treidelpfad
runterzufahren und hier problemlos nach Bon-Repos zu kommen.
Bei
dieser Fahrt wußte ich noch nicht davon, forschte aber zwei Tage danach in dieser Richtung.
Die Abtei Bon-Repos wird seit
Jahren renoviert und kann besucht werden. In der Mauer lasse ich mir die Mâcles
(Kristalle aus Chiastolite) zeigen, von den Grafen de Rohan in ihren Wappen
aufgeführten Kristallen. Die Abtei wurde in 1184 von Alain III Graf de Rohan gegründet. |
Wir sind jetzt wieder am Kanal de Nantes à Brest. |
Der Bahnhof in Gouarec ist gleichwohl Herberge. Christine, die Chefin, folgt, verteilt Informationen und Erklärungen, ich bekomme einen Wäscheständer sowie den Schlüssel zum Pferdestall… für meinen Drahtesel!
Einen Spaziergang durch die Ortschaft, schöne alte Häuser, die meisten davon heute mit Blumen und Kerzen verziert.
Im Rando-Gite treffe ich eine weitere "Übernachterin", wir kochen uns was zurecht (perfekt eingerichtete Küche!) und diskutieren fröhlich miteinander. Über die Lautsprecher kommt kirchliche Musik bis zu uns rüber und beim Zuhören eines mir bekannten bretonischen Kirchenliedes halte ich es nicht mehr aus: Ich muss sehen, was los ist!
Unweit des Bahnhofes wurde ein Feuer angezündet, die Prozession geht nun singend durch das mit Kerzen und Blumen geschmückte Dorf.
Der Zufall ließ mich am Tag eines Pardon (bretonischer Walfahrt) ankommen!
Ein Bummeltag mit Standquartier in Gouarec ist empfehlenswert…
In Plélauff sollte man unbedingt zur Kapelle hoch fahren. Den Schlüssel zuerst im Rathaus holen. Der römische Meilenstein steht in der Kreuzung, in der Kapelle wartet ein wunderschöner Lettner auf uns. |
Von Rostrenen nach Glomel. Hier erreicht der Kanal seinen höchsten Punkt: 184 m über das Meer… |
Um einen Weg durch das harte Gestein für den Kanal zu schlagen, mußten
Bagnosträflingen her. Deren Unterbringung und
Arbeitsbedingungen waren menschenünwürdig! Die "normalen" Arbeiter waren aber kaum besser dran… |
Kleiner Umweg in Lansalaün zur Kapelle Ntre-Dame-de-Folgoat. |
Der Kanal fährt nicht direkt durch Carhaix
sondern in Port-de-Carhaix. Um Carhaix kreuzen wir zwei Bahntraßen, die als Radwege umgebaut wurden: die Morlaix-Rosporden und die St Méen-Carhaix. |
Von Port-de-Carhaix bis Pont-Triffen könnte man ebenfalls auf eine frühere Bahntraße umsteigen. Kombiniert mit dem Treidelpfad am Kanal macht es eine nette kleine Runde um Carhaix. | ||||
In Châteauneuf-du-Faou sollte man sich die Mühe machen,
zur Kirche hochzuradeln: Sie wurde vom Maler Paul Sérusier
mit Fresken verziert. Eine Ähnlichkeit mit Malereien der Abtei Beuron ist nicht zufällig: Sérusier war mit einem deren Mönch befreundet und lebte einen Monat in diesem Kloster. |
Paul Sérusier gehörte zur Schule von Pont-Aven und bekam sogar Unterricht von Paul Gauguin. Das unter seiner Anleitung gemalte Bild nannte er Das Taslisman.
Der Kanal folgt nun bis zur Mündung dem Fluß Aulne. Kurz nach Lennon markiert er auch die südliche Grenze des Parc Régional d'Armorique, ein besonders geschütztes Gebiet, das ebenfalls die Insel Béniguet, Molène und Ouessant einschließt.
Etwas abseits vom Kanal die Stadt Pleyben.
Sie gehört zu den sogenannten Umfriedeten Pfarrbezirken. Und die Galettes de Pleyben (bretonische Kekse mit (viel!) Salzbutter sind nicht zu verachten… |
Pont-Coblanc und ein schön geschmücktes Schleusenhaus. | ||||
St Coulitz | ||||
Châteaulin. |
Und schließlich Port-Launay. Hier endet der Treidelpfad und somit die schöne Fahrt am Canal de Nantes à Brest. |
Viele "machen" den Kanal, es geht nur darum von A bis B anzukommen. Bis auf das kleine Stück Pontivy-St Aignan, habe ich ihn vollständig erradelt, meist in der Richtung Châteaulin-Nantes aber nie am Stück. Viel schöner ist es für mich, einen Ausschnitt zu wählen, ihn in meiner gesamten Routen zu integrieren und links und rechts des Kanals Landschaft und Kultur zu genießen. Nur stur zum Ziel zu fahren, dafür ist der Kanal viel zu schön!
Version : 11.02.2010 - Contents : Marzina Bernez
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